Unterm Strich

der Vergangenheit mit seinen Publikationen das gesamte Feld der Wissenschaften abgedeckt hatte, werde man nun die Veröffentlichungen in englischer Sprache anheben. Der 1828 gegründete Akademie- Verlag (Akademia Kiado Rt.) war bislang im Besitz der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, die weiterhin einen Anteil von 26 Prozent hält. Die Verlagsdruckerei war vor der Privatisierung ausgegliedert worden und wird selbständig weitergeführt. Die Schulden des Verlagshauses hatte der ungarische Staat einer Auffanggesellschaft überschrieben.

Die Niederlande wiederum hoffen auch nach der Verabschiedung des russischen „Beutekunst“-Gesetzes auf die Rückkehr der seit Kriegsende in Moskau lagernden Koenigs-Kollektion aus Rotterdam. Djoeke Koekkoek, Sprecherin des Außenministeriums in Den Haag, sagte am Montag, die Regierung gehe davon aus, daß die Sammlung nicht unter den Beschluß des russischen Parlaments falle. Die Bilder seien schließlich während des Krieges illegal nach Deutschland gebracht worden. Ein Gesandter Hitlers hatte die 526 Zeichnungen, unter anderem von Holbein, Dürer und Rembrandt, 1940 für das geplante Führer- Museum in Linz aus den besetzten Niederlanden geholt. Nach dem Krieg nahmen die Sowjets die Sammlung mit nach Moskau. Am vergangenen Freitag hatte das russische Parlament die im Zweiten Weltkrieg in die Sowjetunion verlagerte „Beutekunst“ grundsätzlich zum Eigentum Rußlands erklärt.

Trotz des Parlamentsbeschlusses sehen auch deutsche Schliemann-Experten weiterhin gute Chancen für eine Rückkehr des „Schatzes des Priamos“ in das Berliner Museum für Ur- und Frühgeschichte. „Ich bin zuversichtlich, daß die Kunstschätze doch noch an ihren ursprünglichen Ausstellungsort zurückkehren werden“, sagte Oberkustos Klaus Goldmann bei einem Symposium zum Leben von Heinrich Schliemann in Wendorf bei Müritz (Mecklenburg-Vorpommern). Der Troja-Entdecker hatte den berühmten „Schatz des Priamos“ testamentarisch dem Berliner Museum vermacht. So seien weiterhin Verhandlungen über die Rückkehr des 1873 von Schliemann entdeckten Hortfundes – dessen 8.000 Bestandteile ins dritte Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung datiert werden – im Gange.

Es werde erwogen, im Ausgleich für den 1945 aus Deutschland nach Rußland abtransportierten Schatz Sicherungsmaßnahmen in russischen Museen zu bezahlen. Eine andere Variante bestehe darin, russischen Wissenschaftlern die Fortsetzung der Arbeiten an dem im Zweiten Weltkrieg verschollenen und jetzt von russischen Wissenschaftlern nachgebauten Bernsteinzimmer zu ermöglichen. Goldmann hofft auch auf einen Wechsel in der „Führungsebene“ der russischen Museologen. Die neue Generation sei verhandlungsbereiter als die „Kriegsgeneration“.