Alte Geschichten ausgegraben

■ Musikfestival-Schwerpunkt Österreich: Mozart in Flensburg

Der Schirmherr, Österreichs Bundeskanzler Franz Vranitzky, ließ nur grüßen. Doch Wolf Frühauf vom Kultusministerium vertrat die Alpenrepublik. Und außerdem hatte das Land, das den Länderschwerpunkt beim Schleswig-Holstein Musik Festival 1996 bildet, exzellente Musiker entsandt. Unter Leitung von Sandor Vegh eröffnete die Camerata Academica Salzburg im Deutschen Haus in Flensburg den Schwerpunkt. Die Gäste hatten – na wen schon? – natürlich Mozart im Gepäck.

Vor die Musik hatten die Veranstalter drei Reden gesetzt: eine halbe Stunde schöner, langer Worte. Zwar machte sich bei Ankündigung der dritten Rede Unmut breit, aber in angemessener Kürze beschwor der Sektionschef Wolf Frühauf doch noch die musikalischen Verbindungen zwischen Österreich und Schleswig-Holstein und erinnerte daran, daß die Regionen auf zwei Jahre gemeinsamer Geschichte verweisen können, „vor 132 Jahren mit der österreichisch-preußischen Regierung in Schleswig“.

Sandor Vegh, einer vom großen Dirigentenjahrgang 1912 – wie Solti, Wand, Celebidache und Sanderling – hatte sich an diesem Abend Mozart verschrieben. Auf dem Programm: das B-Dur-Divertimento (KV 137), das Klarinettenkonzert und die späte Es-Dur-Sinfonie (KV 543). Die Camerata bot keinen aalglatten, hochglanzpolierten Mozart, sondern einen pulsierend lebendigen, bei dem Impulsivität und Spontaneität über akademische Ausgewogenheit gestellt wurden. dpa