Das Portrait
: Der Wittelsbacher

■ Herzog Albrecht von Bayern

Mehr als 700 Jahre lang hat das Haus Wittelsbach Bayern regiert und mit Ludwig dem Bayern sogar einen Kaiser gestellt. Die Wittelsbacher haben das Land geprägt mit Kriegen wie mit Bauten, mit Pomp wie mit Gesetzen, mit Exzentrikern wie mit Lebemännern. Nicht, daß man ihnen viele Tränen nachweinte, als 1918 der letzte Wittelsbacher, Ludwig III., zur Abdankung gezwungen wurde. Aber die Spuren des bayerischen Herrschergeschlechts sind bis heute überall in Bayern zu finden.

Erbprinz Albrecht, Chef des Hauses Wittelsbach, der am Montag in Schloß Berg am Starnberger See im gesegneten Alter von 91 Jahren friedlich entschlafen ist, hat die Abdankung seines Großvaters Ludwig III. noch erlebt. Als zweitgeborener Sohn des Kronprinzen Rupprecht von Bayern wurde er 1914 Erbprinz, als sein Bruder Luitpold starb. Genutzt hat ihm das wenig, geschadet aber auch nicht.

Politisch zeigte der Wittelbacher durchaus Rückgrat. Er weigerte sich, einer NSDAP-Organisation beizutreten und durfte deshalb keinen Studienabschluß machen. 1937 floh er mit seiner Familie nach Ungarn. 1944 verhaftete ihn die Gestapo und brachte ihn und seine Familie ins KZ Sachsenhausen. Nach der Befreiung bezog Albrecht das Schloß Berg, die letzte Wohnstätte Ludwig II., seines berühmten Ahnen. Als Rupprecht 1955 starb, gingen die Thronrechte auf Albrecht über. Seitdem führte er den Titel „Herzog von Bayern“. Auf seinen Thronanspruch hat der Herzog im übrigen nie verzichtet.

Daß Albrecht trotz des vielen blauen Blutes ein rundum gestandenes Mannsbild war und ihm seine Volksnähe die Zuneigung der immer noch ein bisserl monarchistisch fühlenden Bayern einbrachte, ist einer der liebenswerten Züge weißblauen Freistaatgeistes. Und daß Albrecht gar die 1852 von einem seiner Ahnen gegründete Maximileaneums- Hochbegabtenstiftung für weibliche Abiturienten öffnete, machte den Herzog zu einem edlen Vetreter der „Liberalitas bavariä“.

Die Nachfolge des Verblichenen tritt Sohn Herzog Franz von Bayern an. Ob er auf den Thronanspruch verzichtet, ist noch nicht bekannt. Das Requiem für Albrecht jedenfalls wird am Samstag in der wunderschönen Theatinerkirche – auch ein Wittelsbacher-Bau – zelebriert. Thomas Pampuch