Karnickel nicht kompostierbar

■ 50 Prozent Hausmüll in Bremens Bio-Tonnen/ Jetzt wird verbrannt

Die gute Idee: Die Bremer Ent-sorgungsbetriebe geben Biotonnen aus, der Restmüll wird reduziert, die BEB erzeugen Kompost, der kann verkauft werden. Die böse Wirklichkeit: Mittlerweile finden die Müllwerker in den Biotonnen fast 50 Prozent Abfall, der da nicht hineingehört. Von Gartenabfällen über Plastiktüten und Windeln bis hin zu toten Kaninchen oder Teilen von Rehen – genügend BremerInnen scheinen die kostenlose Biotonne dafür zu nutzen, den Restmüll loszuwerden, für den sie sonst bezahlen müßten. Das führt dazu, daß die Hälfte aller Fuhren nicht im neu gebauten Kompostierungswerk landen, sondern direkt in der Müllverbrennungsanlage. Und dabei wird wertvoller Biomüll gleich mitverbrannt. Nun haben die BEB Alarm geschlagen.

„Das ist ganz fürchterlich für die Motivation der Leute, die sich umweltgerecht verhalten“, ärgert sich Friedhelm Behrens, Sprecher der BEB. Die müßten nun erfahren, daß der Ausfluß ihres grünen Gewissens den Weg allen Restmülls gehe. Aber die Entsorgungsbetriebe hätten keine andere Wahl. „Per Gesetz ist das kein Biomüll mehr, sondern Hausmüll.“

Als die Biotonne Anfang letzten Jahres eingeführt wurde, lag die „Fehlwurfquote“ noch bei 30-35 Prozent. Diese Marge aber ist kontinuierlich gestiegen. Als die Gartensaison losging, hatte sie schließlich 50 Prozent erreicht. Dabei macht der klassische Plastiktüten-Hausmüll nur 15 Prozent aus. Der größte Teil der unbrauchbaren Biotonnagen besteht aus Gartenabfällen. Die passen auch nicht in die 14 Millionen Mark teure Bio-Abfall-Kompostierungsanlage, die seit Herbst letzten Jahres an der Blocklanddeponie steht.

Grünschnitt kann billig unter freiem Himmel kompostiert werden, Bioabfall muß in die teure Anlage. Getrennt, weil am Ende höchst sortenreine Kompostprodukte herauskommen, die auch nur sortenrein zu vermarkten sind. Wird Biomüll und Grünschnitt zusammengekippt, ist erstens Essig mit der Produktpalette und der Einnahmequelle der BEB, und die Kompostanlage ist komplett überlastet. Die ist nur auf die reine Biomüll-Menge ausgelegt, die in Bremen anfällt.

Dem Mißstand wollen die BEB nun mit einer Informationskampagne beikommen, wobei sie sich vor allem die Stadtteile vorknöpfen wollen, wo besonders viel in die Biotonne geworfen wird, was da nicht reingehört. Sollte das nicht fruchten, dann müsse eben zu härteren Mitteln gegriffen werden, kündigte Behrens an. Ein BEB-Vorschlag ist allerdings schon beim Umweltsenator abgeschmettert worden: Gebühren für die Biotonne bei Gebührensenkung für den Restmüll. Dann gebe es kein Motiv mehr, den Restmüll via Biotonne zu entsorgen. Noch eine Gebührendiskussion wolle das Umweltressort nicht riskieren. J.G.