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Schiebereien um Stralsunder Volkswerft

■ Anzeige der PDS / Bremer Unternehmer Hegemann und Vulkan-Vorstand unter Verdacht

„Wie ein Ostbetrieb vom Westen geplündert wurde.“ Das könnte die Überschrift über einer Strafanzeige sein, die gestern bei der Staatsanwaltschaft in Schwerin und danach auch bei der Bremer Staatsanwaltschaft eingetroffen ist. Gestellt wurde die Anzeige von der PDS-Fraktion im mecklenburg-vorpommerschen Landtag „wegen des Verdachtes des Betruges und anderer strafbarer Handlungen. Gegen Unbekannt“ – doch wer gemeint ist, das erschließt sich schon aus den ersten fünf Seiten, denen fast hundert Seiten Anhang folgen: Der Bremer Unternehmer Detlef Hegemann und der Vorstand des Vulkan-Verbundes. Die sollen Millionenbeträge aus der Stralsunder Volkswerft in den Westen transferiert haben, über Scheinrechnungen, über direkte Anweisungen aus dem Vulkan-Vorstand an die Leitung der Konzerntochter in Schwerin. Hegemann indessen streitet alle Vorwürfe ab. „Alles Quatsch“, kommentierte er gestern kurz und bündig gegenüber der taz.

Die Volkswerft war am 18.2.1993 rückwirkend zum 31.10.1992 privatisiert worden. Die Käufer: der Vulkan-Verbund übernahm 49 Prozent der Anteile, die Hegemann-Gruppe 30, die Lürssen-Werft zehn und die Hansestadt Stralsund elf Prozent. Insgesamt 585 Millionen Mark seien von der Treuhand an die Volkswerft geflossen, so die PDS. Ende 1993 habe die Werft über 400 Millionen Mark frei verfügen können.

Ab Anfang 1994, so die PDS, habe es mehrere Versuche gegeben, mit gefälschten Rechnungen über den Transfer von „Konstruktions-know-how“ dreistellige Millionenbeträge nach Bremen zu ziehen, beispielsweise von der Vulkan-Tochter Schichau Seebeckwerft. Erfolglos, weil die Volkswerft-Manager nicht bezahlten. Danach „wurden die freien Mittel der Volkswerft jedoch aufgrund des angewiesenen Cash-Concentration-Management dem Bremer Vulkan zugeführt“, heißt es in der Anzeige.

Und nicht nur dem. Ende 1994 verkaufte Hegemann seine Anteile an den Vulkan. 300.000 Mark hatte er bezahlt, 1,2 Millionen bekam er nun. Danach sollen allerdings insgesamt weitere 7,2 Millionen Mark unter dubiosen Umständen an Unternehmen der Hegemann-Gruppe geflossen sein: 1,85 Millionen an die Detlef Hegemann GmbH&Co Bremen auf der Grundlage eines fiktiven Beratervertrages; 1,15 Millionen an die zur Hegemann-Gruppe gehörige Deutsche Industrie-Werke-GmbH Berlin – ohne vertragliche Vereinbarungen, Lieferungen oder Leistungen; 4,2 Millionen auf Weisung des Vulkan-Finanzvorstandes Günter Smidh, gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender der Volkswerft, an die MTW-Werft Wismar. Auch dieser Betrag, so die PDS, soll über den Umweg MTW der Hegemann-Gruppe zugeflossen sein.

Ganz zu schweigen von den Rechnungen über dreimal 400.000 Pfund an eine Firma auf Jersey für „Leistungen in den indonesischen Gewässern“. Zu dieser Firma habe die Volkswerft nie geschäftliche Beziehungen unterhalten, sagt die PDS. Trotzdem sei auf Anweisung des Volkswerft-Geschäftsführers Josef Klar bezahlt worden.

„Ich habe die Anzeige noch nicht auf dem Tisch“, sagte gestern Detlef Hegemann. „Aber ich gehe davon aus, daß das alles Unsinn ist und die Leistungen erfolgt sind.“ Mehr wolle er nicht sagen. Die PDS fühlt sich nicht minder sicher: Zu jedem Vorwurf finden sich im Anhang der Anzeige Belege: Kopien von Rechnungen, Zahlungsanweisungen und Verträge. J.G.

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