Der KIT hält nicht mehr lange

■ Stille Revolution bei T-Online: Auch der Online-Dienst der Telekom führt in seinem Netz den WWW-Standard ein

Kunden des Telekom-Online- Dienstes sind seit vergangenem Jahr auch ans Internet angeschlossen. Etwa 20 Prozent der Gesamtnutzung von T-Online entfallen auf dieses Angebot, und seit der Preissenkung Anfang Mai auf 5 Pfennig pro Minute soll der Anteil der Internet-Nutzung weiter zugenommen haben. Für die Anbieter im Hausnetz der Telekom stellt sich deshalb die Frage, warum sie ihre Angebote in drei Sprachen, dem KIT- und Cept-Standard für das T-Online-Netz und HTML für die WWW-Seiten des Internet, formulieren sollen

Eine Revolution auf leisen Sohlen bahnt sich an, an deren Ende die Auflösung des bisherigen Marktführers unter den deutschsprachigen Online-Diensten stehen könnte. Vorreiter ist ein deutscher Großverlag. Noch in diesem Jahr will er in fünf bis sechs Städten der Bundesrepublik Produkte aus seinem Haus im HTML-Format im T-Online-Netz anpreisen, berichten Insider.

Macht dieses Beispiel Schule, wird den Telekomkunden ein tiefgreifender Wandel bevorstehen. Wer seine Angebote einmal ins HTML-Format umgeschrieben hat, wird sich fragen, ob die Vorteile des T-Online-Engagements noch den weltweiten Zugriff im Internet aufwiegen. T-Online könnte zum reinen Internet-Provider degenerieren, will aber offiziell trotzdem an seinem KIT-Standard festhalten. „Wir gehen davon aus, daß sich KIT auch langfristig behaupten wird“, meint T-Online-Chef Eric Danke in Online-News. Für die zweite Jahreshälfte sei ein fließender Übergang zwischen KIT- und Internet-Angeboten geplant. Der Umweg über spezielle Getaway-Seiten würde dann entfallen.

T-Online-Anbieter heben außerdem das bewährte Inkassosystem als Vorteil hervor. „Es ist nicht zu erwarten, daß das Internet die Sicherheit und Zuverlässigkeit von Cept und KIT bieten kann“, meint Günther Götz von der T- Online-Anbietervereinigung. Ein massiver Ausstieg sei deshalb nicht zu erwarten.

Gegen diese Prognose spricht, daß erst etwa 200 KIT-Anwendungen zur Verfügung stehen. Während HTML einfach zu erlernen ist, müssen KIT-Anwender tief in die Tasche greifen. Inklusive eines zweitägigen Workshops kostet das Softwarepaket 1.998 Mark. Für zusätzliche Verunsicherung sorgen die Kinderkrankheiten des KIT- Schreibprogramms. Die Editierwerkzeuge seien jetzt verbessert worden, sagt Danke, der seither Gehversuche weiterer Anbieter registriert: „Schon in allernächster Zeit werden einige große Anwender ihre neuen KIT-Programme eröffnen.“ ml