Prominenz im Schattenreich des Äthers

■ Das neue Hörspiel-Programm des NDR geizt nicht mit großen Namen

Ein „Programm der Kontraste“ will das neue Hörspielprogramm des NDR für die zweite Jahreshälfte sein. Verfolgt wird die Intention, viele Geschmäcker zu bedienen, „literarische, unterhaltsame und informative“ Aspekte zu vermengen und so zu einer weiteren Verbreitung des Hörspiel-Genres beizutragen. Denn dieses fristet – einer wachsenden Anhängerschaft zum Trotz (in Hamburg soll es immerhin einen „harten Kern von 650 Fans“ geben) – noch immer eine kulturelle Schattenexistenz.

Die somit weiterhin von einer eher elitären Aura umgebenen Anhänger anspruchsvoller akustischer Hörspiel-Unterhaltung werden vom NDR auch im zweiten Teil dieses Jahres gut versorgt. In Form diverser Programmreihen wird ihnen die Möglichkeit geboten, sich unterschiedlichstes kulturelles Kapital anzueignen. Einen Schwerpunkt bildet zum Beispiel die zehnteilige Reihe „Abenteuer Innenraum“, die „fernöstliche Vorstellungen von Spiritualität auszuloten versucht“.

Weniger esoterisch ambitioniert bedient Krimi-Hörspiel-Leiterin Hilke Veth ihre Kunden. Im Rahmen der Serie Das andere Amerika soll eine Beleuchtung der „kapitalistischen Alpträume“ jener Nation stattfinden. Das Highlight der Saison bildet dabei die erste Hörspielbearbeitung des Kult-Krimis Der Malteserfalke von Dashiell Hammett. Mit Richard Ford und dessen Roman Verdammtes Glück steht ihm ein zweiter Literatur-Promi zur Seite. Doch auch das weibliche Geschlecht kommt kriminologisch zum Zuge. In guter emanzipatorischer Tradition wird die Lady Crime Writers-Folge fortgeführt.

Daneben finden sich noch diverse große Namen der Weltliteratur vereint, um „die Bedingungen des Menschseins unter politischen und gesellschaftlichen Zwangsverhältnissen“ zu beleuchten. Adaptionen von Brecht, Kafka, Heiner Müller, Elfriede Jelinek und anderen literarischen Berühmtheiten sollen anti-totalitärer Sozialkritik Ausdruck verleihen.

Wenngleich also ein neues Programm, so doch nichts wirklich anderes – Absurdes vom Kaliber der Hörspiele Helge Schneiders läßt weiter auf seine Ausstrahlung warten. Christian Schuldt