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Wer an der Uni spart, spart verkehrt

■ Studie belegt: Hochschulen sind ein wichtiger Standortfaktor / Unis sichern 26.000 Arbeitsplätze / Uni-Präsident überrascht

„Wäre die Uni ein Wirtschaftsbetrieb, der Senat würde sich ein Bein ausreißen, so ein Unternehmen zu halten.“ Gebetsmühlenartig hatte Uni-Präsident Jürgen Lüthje in den vergangenen Jahren immer wieder behauptet, die Uni ist für Hamburg so wichtig wie der Hafen.

Jetzt kann er es mit Fakten untermauern: 26.000 Arbeitsplätze sichern die Hamburger Hochschulen. Den Einsatz der Hansestadt für Forschung und Lehre von 600 Millionen Mark wandeln sie um in zwei Milliarden Mark Kaufkraft. Das ist das Ergebnis einer Studie des Instituts für Allokation und Wettbewerb des Uni-Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften. Außerdem finanzieren sich Hochschulen zum Teil selbst über Verwaltungsgebühren, Drittmittel und indirekt über die Einkommenssteuern. Allein die Uni wirbt jährlich rund 130 Millionen Mark an Drittmitteln ein.

Durch die Ausgaben der Hochschulen und Studierenden werden weitere 7 640 Arbeitsplätze finanziert. Davon profitieren am meisten die Wirtschaftssektoren, die die Universitäten als überflüssig betrachten, weil sie nur „Kosten verursachen und streitsüchtige Professoren anlocken“, sprich die Bereiche Handel und Verkehr. „Wenn man den Uni-Etat absenkt, dann bekommen das die Händler und Spediteure an niedrigeren Umsätzen sofort zu spüren“, erklärte Wilhelm Pfähler, der für die Studie verantwortlich ist. „Und eine Mark am Uni-Etat eingespart, läßt drei bis vier Mark beim Sozialprodukt wegfallen“, ergänzt Lüthje.

Hochschulen wirkten wie ein Magnet auf moderne Technologie-Unternehmen, die von dem direkten Wissenstransfer profitieren wollen. „Das Wissenskapital ist die einzige Ressource, von der wir auf einem immer enger werdenden Weltmarkt leben können, und die einzige, die nicht gleich weltweit imitierbar ist“, unterstrich Pfähler. Doch nicht nur von den Forschungsergebnissen profitiere die Wirtschaft seiner Ansicht nach, sondern auch von den qualifizierten HochschulabsolventInnen.

Er sei selbst überrascht von dem positiven Ergebnis – und das bei vorsichtig gewählten Ausgangsdaten, erklärt Uni-Präsident Lüthje. Er hofft mit der Studie, uneinsichtige PolitikerInnen überzeugen zu können, daß jede Mark, die an die Hochschulen fließt, eine lohnende Investition ist. Bisher steht Hamburg beim Ländervergleich der Pro-Kopf-Ausgaben für Studierende an viertletzter Stelle.

Patricia Faller

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