Nicht vor der Kamera

■ Abschiebeknast Glasmoor: Behörden verweigern sich dem Flüchtlingsrat

Dienstag ist Besuchstag. Alle Viertelstunde gehen ein, zwei Personen durch das große Tor. Ein Mann vom Flüchtlingsrat, dem Zusammenschluß kirchlicher und politischer Unterstützergruppen, kommt bereits zum drittenmal wieder heraus. Niemand von denen, die er besuchen wollte, ist da. Die Gesuchten sind verlegt worden, wohin, ist unbekannt.

Draußen, vor dem Abschiebeknast Glasmoor, hat sich eine kleine Schar versammelt: fünf Leute vom NDR, ein halbes Dutzend Männer vom Wachdienst, leitendes Anstaltspersonal, sechs Leute vom Flüchtlingsrat. Auch Friedrich-Diethmar Raben, in der Justizbehörde Hamburg zuständig für den Strafvollzug, ist da.

Der NDR plant einen Film über das Abschiebegefängnis. Ohne Hauptdarsteller zwar, denn drinnen bei den Gefangenen dürfen sie nicht drehen, aber mit Verantwortlichen und LobbyistInnen. Geladen sind auch der Sprecher der Ausländerbehörde, Norbert Smekal, eine Anwältin sowie Betreuer aus dem Flüchtlingsrat. Sie gemeinsam vor die Kamera zu kriegen, wäre in Hamburg eine kleine Sensation.

Denn die Anwesenden reden nicht miteinander. Schon im November verweigerte sich Rabens Amt dem Flüchtlingsrat. Flüchtling sei laut Gesetz nur ein „anerkannter Asylbewerber. Abschiebehäftlinge fallen in der Regel nicht unter diese Definition, so daß das Strafvollzugsamt kein Mandat für eine „allgemeine Zulassung des Flüchtlingsrates zur Betreuung sieht“.

Doch Raben fühlt sich hintergangen: Niemand habe ihm gesagt, daß er mit Leuten vom Flüchtlingsrat zusammentreffen soll. „Drei von denen haben auf dem Gelände Hausverbot!“, Effekthascherei vor laufender Kamera mache er nicht mit. Mit solchen Leuten will er nicht gemeinsam vor die Kamera.

Norbert Smekal, Sprecher der Ausländerbehörde, macht es sich ähnlich einfach. Kurz nach seinem stark verspäteten Erscheinen wird er von seinem Chef, Ralph Bornhöft, per Telefon zurückgerufen. Die Vorwürfe des Flüchtlingsrats, der von Mißhandlungen, menschenunwürdigen Haftbedingungen und Kontaktverboten berichtet, bekommt kein Amtsleiter zu Gehör. Der Film fiel aus. Fritz Gleiß