Spaten statt Pökel-Eugen

■ Stadtreinigung salzt mit Vorsicht / Lob sogar von Umweltschützern

Was HausbesitzerInnen schon seit Jahren verboten ist, Streusalz gegen Glatteis einzusetzen, wurde von der Hamburger Stadtreinigung dieser Tage wieder praktiziert. Rund 145 Tonnen Feuchtsalz verteilten die MitarbeiterInnen der Stadtreinigung auf 1.100 Kilometern Straßennetz. Auf einer so großen Fläche sei das Eis nicht mechanisch zu entfernen, erklärte Andree Möller, Sprecher der Stadtreinigung, gegenüber der taz. „Bei Privatpersonen sieht das anders aus, auf 20 Metern kann man schon mal mit dem Spaten Eis hacken“.

Insgesamt sei der Einsatz von Streusalz seit Ende der achtziger Jahre stark zurückgegangen, wußte Möller zu berichten. Im Gegensatz zu den Zeiten, als noch Bausenator Wagner für den Winterdienst zuständig war und sich den Kosenamen „Pökel-Eugen“ erwarb, würden heute nur noch etwa 10 Gramm Salz pro Quadratmeter Straße gestreut. Anfang der achtziger Jahre war es noch die zehnfache Menge.

Grundsätzlich soll der Winterdienst ohne Streusalz auskommen. Nur bei Glatteis und auch dann ausschließlich auf Bundesstraßen, entlang von Buslinien und an besonders gefährlichen Punkten wird Feuchtsalz eingesetzt.

Ein besonders heikler Punkt für die Stadt sind Fußgängerüberwege: Der schmerzhafte Sturz eines Steuerzahlers auf einem spiegelglatten Zebrastreifen hat die Hansestadt 1994 rund 10.000 Mark Schmerzensgeld gekostet. An diesen Stellen arbeitet der Winterdienst jetzt mit einem Gemisch aus Sand und Salz.

Der vorsichtigere Umgang mit der chemischen Tauhilfe zeigt erste Erfolge: Der Zustand der Hamburger Straßenbäume hat sich nach Angaben der Umweltbehörde seit 1982 deutlich verbessert. Und auch die Umweltschutzverbände beobachten die Arbeit der Stadtreinigung bei Schnee und Eis weniger kritisch als noch vor einigen Jahren. Uwe Westphal vom Naturschutzbund Deutschland hält das gegenwärtige Verfahren für „einen guten Kompromiss“. Schließlich wollten ja auch die UmweltschützerInnen nicht, daß sich jemand die Beine bräche. is