■ Soundcheck
: Elastica

Gehört: Elastica. Es gibt ein Muster, nach dem britische Musik-Exportschlager bevorzugt die Hansestadt entern: Obschon einen das Trendsklavenvolk schon fest ins flexible Herz geschlossen hat, bucht man kokett-naiv eine kleine miefige Bude und umwirbt das geplante Konzert, als ginge es darum, das Volksparkstadion zu füllen. Im letzten Jahr erstaunten Oasis mit dieser Methode, auf ihr brühwarmes Konzert im vollgepropften Logo ließen sie einige Monate später scheinbar erstaunt auch größere Hallen mit ihrer Oberschülersoße erzittern. Und nun auch Elastica, eine Band des momentan stark expandierenden Genres Girliepoprock, die zwar zuweilen mit erfreulichen Melodien und kauzig-greinenden Böse-Mädchen-Gesängen zu erfreuen wissen, doch ist ihr musikalisches Treiben stets vom Ecklektizismus umwabert. Das ist ein bißchen schade. Aber auch diese Band wird ihren Weg machen, und schon in ein paar Wochen wird man sich um Tickets für größere Institutionen rangeln, und ungefähr 200 junge Menschen, die im triefenden Logo die Metapher der Ölsardinen szenisch darstellten und ihre Lieblings-T-Shirts durchschwitzten, die dürfen dann sagen: „Ich habe Elastica schon gesehen, als sie noch in kleinen Clubs gespielt haben, so mit total guter Atmosphäre und so.“ Das ist geschickt, so schaffen es Bands, deren kommerzielle Akzeptanz von vornherein auf wenige Sommer limitiert zu sein scheint, sich binnen weniger Wochen richtige, echte Fans zu züchten. Dafür lohnt das Schwitzen.

Benjamin v. Stuckrad-Barre

Selbstlob: Den gestrigen Stone Roses-Soundcheck schmückt ein Foto von großer Ausdruckskraft. Selbsttadel: Es zeigt nicht die Stone Roses, sondern Reziah Jones. Außerdem vergaßen wir zu erwähnen, daß das Foto von JMS stammt, der über die Verwechslung aber gar nicht traurig ist: Jones sei eh besser gewesen.