Einkauf? Nur unbestreikt

■ Einzelhandel: Mehrheit für Streik noch vor den Tarifverhandlungen am Mittwoch

Die Streiks im norddeutschen Einzelhandel werden auch am heutigen Sonnabend fortgesetzt. Bislang wurde und wird in Selbstbedienungswarenhäusern und Lebensmittelmärkten der Ausstand geprobt; gestern folgten Urabstimmungen in Bergedorfer Kaufhäusern. Nach einer Mitgliederbefragung der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) in drei Häusern liegt die Zustimmung für einen Arbeitskampf bei rund 87 Prozent. Auch in der Hamburger Innenstadt werden in der kommenden Woche Urabstimmungen durchgeführt und Streiks erwartet.

In der Hansestadt waren gestern elf Supermärkte wegen der Streiks komplett geschlossen; in zwölf weiteren bestreikten Geschäften wurde trotzdem – mit Hilfe von Notbesetzungen – Kasse gemacht. Den Gewerkschaften bleibt in solchen Fällen nur die mäßig erfolgreiche Bitte an die Kundschaft, zwecks Unterstützung den Einkauf an unbestreiktem Ort zu tätigen und überdies die subtile Genugtuung, auch Arbeitgeber hinter Verkaufstisch und Kasse zu wissen.

Daß die Arbeitgeber aufgrund der hautnahen Erfahrungen sich ihren Beschäftigten gegenüber weniger geizig zeigen werden, ist kaum wahrscheinlich. Dennoch wird am kommenden Mittwoch die fünfte Tarifverhandlungsrunde eingeläutet. Da die Arbeitgeber in Hamburg und Schleswig-Holstein den Manteltarifvertrag zum Jahresende gekündigt haben, stehen nicht nur Löhne und Gehälter, sondern auch die Lohnfortzahlung bei Krankheit und während des Urlaubs sowie Sonderzahlungen und Kündi-gungsschutz zur Disposition.

Angesichts des geänderten Ladenschlußgesetzes sehen die Gewerkschaften auch für Arbeitszeiten und -bedingungen neuen Regelungsbedarf. Stefanie Winter