Die Öko-Spraydose

■ Neu: Unternehmer recycelt Spraydosen

Lübbecke Ob Milchflaschen oder Joghurtgläser – das Mehrwegsystem liegt voll im Ökotrend. Doch bei den normalen Sprayflaschen hat sich die umweltfreundliche Wiederverwertung noch nicht durchgesetzt. So wandern von den rund 720 Millionen jährlich in Deutschland abgefüllten Spraydosen fast alle nach Gebrauch in den Hausmüll oder in den gelben Sack. Aneinandergereiht ergäben sie eine Strecke, die fast viermal um den Erdball reicht.

Das von dem Unternehmer Lothar F. Droste aus dem ostwestfälischen Lübbecke entwickelte Mehrwegsystem könnte diese Menge deutlich verringern. Doch der 38jährige kann seine Idee bislang nur bei Spraydosen aus Industrie und Handwerk anwenden. Kosmetikhersteller haben vorerst abgewunken. „Deren Abnehmern, wie Supermärkten oder Drogerien, ist das Rücknahmesystem derzeit noch zu aufwendig“, berichtet Droste. Jetzt will er seine Idee noch weiter perfektionieren. Dann sind vielleicht schon bis zur Jahrtausendwende Haarfestiger oder Deo aus der Pfand-Spraydose auf dem Markt.

„Spraydosen eignen sich ganz hervorragend für ein Mehrwegsystem“, sagt Droste. Denn im Gegensatz zu Getränkeflaschen müßten sie nicht von innen gereinigt werden. Herzstück von Drostes Firma „Econ Air“ ist eine rund 2,2 Millionen Mark teure Wiederbefüllanlage. Der Unternehmer stellte sie mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) auf.

Bis zu 2.500 Spraydosen können stündlich durch die etwa zwei Meter hohe Maschine laufen. Die Behälter werden zunächst vollständig entleert. Dann werden Druckluft und das Produkt durch das Ventil eingespritzt. Auf diese Weise werden jedes Jahr rund zwei Millionen Dosen bei Econ Air neu befüllt. Das Unternehmen mit rund 90 Beschäftigten setzt mitterweile gut sechs Millionen Mark im Jahr um. Das Rücknahmesystem hat nach Drostes Worten Erfolg: „Rund 75 Prozent der Dosen kommen wieder zurück.“ In den Industriebetrieben werde es meist nicht so eng gesehen, wenn die wiederverwerteten Dosen äußerliche Kratzer haben oder schmutzig geworden sind. So könnten die Flaschen bis zu zehnmal wiederbefüllt werden.

Seit eineinhalb Jahren nimmt Droste auch fehlerhafte Dosen von Kosmetikherstellern zurück. Diese werden entleert und kommen ins Metallrecycling. Auch die Inhaltsstoffe können großenteils wiederverwertet werden. Aus Haarspray kann zum Beispiel Alkohol gewonnen und für andere Produkte verwendet werden. Damit ist der Ideenreichtum des Öko-Unternehmers aber noch nicht beendet: Im Winter nutzt Droste das Treibgas der Dosen fürs firmeneigene Blockheizkraftwerk. Rolf Lampe, dpa