Radler müssen leider draußen bleiben

■ Keine Bewegung bei Fahrradmitnahme. Im Alltag ergeht Gnade vor Recht

Wenn in Berlin die Schulferien beginnen, verschlechtert die BVG traditionsgemäß ihren Service: Die U-Bahn fährt seltener als sonst, dafür sind die Züge dann auch kürzer, und das Ganze wird uns unter dem Etikett „Ferienfahrpläne" verkauft, als wäre es eine besondere Leistung. Der ADFC hat daraufhin unlängst vorgeschlagen, die BVG solle die in den Ferien freiwerdende Kapazität doch dazu nutzen, den radfahrenden Kunden gegenüber freundlicher zu werden und die Sperrzeiten für die Fahrradmitnahme zu Stoßzeiten (bis 9 Uhr und zwischen 14 Uhr und 17.30 Uhr) aufzuheben.

Der Betriebsleiter der Berliner U-Bahn, Siepert, zeigt sich aufgeschlossen. Er ist der Meinung, man solle den Fahrradfahrern das Leben nicht unnötig schwermachen. Entscheiden müsse das allerdings der BVG-Vorstand, und der Pressesprecher, Herr Watzlack, wolle das ins Gespräch bringen.

Watzlack selbst äußert sich der taz gegenüber jedoch wenig begeistert: „Die Idee ist nicht neu, sie wird aber geprüft. Sicher wird die BVG nicht gleich alle Grenzen fallenlassen.“ Durch die langen Ferientaktzeiten seien die Bahnen trotzdem voll, es gäbe also nicht weniger Gedrängel als in der Schulzeit, fahrradlose Kunden beklagten sich, daß ihre Kleidung (auch ohne böse Absicht) durch Fahrräder beschmutzt werde. Die diesjährigen Sommerferien seien ohnehin fast vorbei, deshalb sei mit einer Änderung auf keinen Fall vor dem nächsten Jahr zu rechnen. Watzlack verspricht jedoch: „Wir denken darüber nach.“

Bei der U-Bahn selbst geht man die Sache offenbar etwas lockerer an. Das Personal sei angewiesen, so erläutert Siepert, vorzugsweise Nachsicht walten zu lassen: „Die strikte Einhaltung der Sperrzeiten läßt sich schon deshalb nicht erzwingen, weil wir nicht mehr so viel Bahnsteigpersonal haben.“ Nach Sieperts Meinung sollte man generell die Sperrzeiten für die Fahrradmitnahme neu durchdenken, auch außerhalb der Ferien.

Konkret kann das heißen, daß man auch zu Stoßzeiten Fahrräder in die U-Bahnen läßt, und daß umgekehrt die radelnden BVG-Kunden nicht immer darauf bestehen, sich in volle Züge zu zwängen, zum Beispiel nach Großveranstaltungen (Pokalfinale, Konzerte der Kelly-Family etc.).

Aber das, so wissen routinierte BVG-Kunden, funktioniert im Alltag schon jetzt oft so. Martin Kaluza