Das Alibi für Lübeck wackelt immer heftiger

■ Einer der vier Männer aus Grevesmühlen bezweifelt die Aussage seines Freundes

Grevesmühlen (taz) – Einer der vier Männer aus Mecklenburg, gegen die nach dem Lübecker Brandanschlag zunächst ermittelt worden war, hält mittlerweile die Aussage eines seiner Freunde für unglaubwürdig. Der 26jährige René B. aus Grevesmühlen sagte der taz, er habe Dirk T. während mehrerer Stunden in der Brandnacht nicht gesehen und wisse nicht, wohin T. mit einem zuvor gestohlenen Golf gefahren sei. Auch seien die Angaben, die T. über die frischen Sengspuren in seinem Gesicht gemacht habe, widersprüchlich.

René B. war in der Brandnacht zusammen mit zwei weiteren Männern kontrolliert und später festgenommen worden. Die Ermittlungsverfahren gegen René B. und die drei anderen aus der rechten Szene wurden eingestellt.

Bis Ende dieser Woche hat die Lübecker Staatsanwaltschaft alle erneut als Zeugen vernommen. Einen Kommentar dazu wollte sie nicht abgeben. Bei dem Brandanschlag sind im Januar zehn Menschen getötet und 38 verletzt worden. Das neue rechtsmedizinische Gutachten zu den Sengspuren bei dreien der vier Männer, aus dem hervorgeht, daß sie sehr wahrscheinlich aus der Brandnacht stammen, hat für die Staatsanwaltschaft nur geringe Bedeutung. Der zuständige Oberstaatsanwalt Schultz erklärte dazu, bei keinem der drei Männer seien Rußanhaftungen festgestellt worden. Man habe durchaus berücksichtigt, daß die Versengungen bis höchstens 24 Stunden vor dem Brandanschlag entstanden sein könnten. Dieser Umstand allein sei jedoch kein Tatnachweis. Reportage Seite 5