Das Portrait
: Olympia-Karrierist

■ Thomas Bach

„Er wird gewinnen“, sagt das russische IOC-Mitglied Witali Smirnow zur Kandidatur von Thomas Bach für das Exekutivkomitee des Internationalen Olympischen Komitees, über die am Mittwoch in Atlanta entschieden wird. Der 42jährigen Fecht- Olympiasieger von 1976 wird vom Präsidenten Juan Antonio Samaranch protegiert, und wen der im höchsten Gremium seiner mächtigen Organisation haben will, der kommt auch hinein.

Solche Lappalien wie der im neuesten Spiegel geäußerte Verdacht, daß Bach 1986 an den Manipulationen zur Wahl des Pakistaners Anwar Chowdhry an die Spitze des Weltboxverbandes mitgewirkt habe, wirken da allenfalls ein wenig lästig. „Pikiert“, so die Agentur dpa, sei Bach, der die Vorwürfe zurückwies, Samaranch hingegen tat die Angelegenheit mit einem Achselzucken ab: „Die üblichen Geschichten.“

Der Rechtsanwalt Thomas Bach hatte bereits früh angefangen, an seiner Karriere als Sportfunktionär zu zimmern. 1980 sammelte er erste Meriten, indem er sich als Athletensprecher gegen den Boykott der Olympischen Spiele in Moskau wandte. 1982 wurde er persönliches Mitglied des deutschen NOK, drei Jahre später orientierte er sich zielstrebig dorthin, wo zu jener Zeit das wahre Zentrum der Macht im internationalen Sport saß: zur Firma adidas, deren Chef Horst Dassler die Fäden bei diversen Sportverbänden und im IOC zog. Dort blieb Bach als „Manager für internationale Beziehungen“ bis 1989.

1991 wurde das FDP-Mitglied Bach als Nachfolger von Willi Daume in das IOC gewählt und brachte es dort mit Tatkraft und taktischem Geschick schnell zu einigem Ansehen, vor allem bei Samaranch, der einen jungen, loyalen und smarten Adjutanten gut gebrauchen konnte. Bach bewährte sich besonders im Bereich Marketing und wurde zuletzt von Samaranch hoch gelobt für seine Arbeit in der Prüfungskommission der Bewerber für die Winterspiele 2002.

Sehr zugute im Haifischbecken IOC kommt ihm seine Vorsicht. Bei Berlins Olympiapleite exponierte er sich nicht allzusehr, und sogar bei der Samaranch- Opposition im IOC machte er sich beliebt, weil er die Erhöhung der Altersgrenze zwecks Wiederwahl des Präsidenten offen kritisierte. Ob dieser ihm das übelnahm, wird sich am Mittwoch in Atlanta zeigen. Matti Lieske