Drei Propheten auf der Couch

■ Eine „Psychoanalyse der Propheten“ in Buchform erzürnt Ägyptens religiöse Kulturwächter und Zensoren

Kairo (taz) – In Ägypten wüten erneut die Zensurbehörden. Ihr neuestes Opfer ist der Autor des Buches „Psychoanalyse der Propheten“. Abdallah Kamal, Journalist bei der Polit- und Kulturzeitschrift Rose al-Jussuf wurde wegen seines „unislamischen“ Werkes zum Staatsanwalt gebeten. Zuvor hatte die staatliche Zensurbehörde sämtliche Ausgaben des Buches bei den Buchgroßhändlern eingezogen, die Druckfahnen und die Disketten des Manuskriptes wurden ebenfalls kurzerhand konfisziert.

Die Zensurbehörden wurden aktiv, nachdem das Forschungsinstitut der islamischen al-Ashar- Universität in Kairo das Buch als blasphemisch gebrandmarkt hatte. Es sei, so die religiösen Kulturwächter, „eine Beschreibung der Propheten, die ihre religiöse Position verletzt“. Das Buch bilde eine Verleumdung der Propheten und ihrer Unfehlbarkeit, heißt es weiter in dem Schreiben der al-Ashar- Universität.

Zudem störte die islamischen Inquisitoren, daß auf dem Buchumschlag Abbildungen der drei Propheten Moses, Jesus und Muhammad zu sehen seien. Nach einem religiösen Rechtsgutachten der Ashar sind Abbildungen von Propheten untersagt. Der Beschluß wurde letztes Jahr auch dem Filmemacher Jussuf Schahin und seinem Film „Der Emigrant“, der die Geschichte von Moses erzählt, zum Verhängnis.

Der Autor des Anfang des Monats veröffentlichen Buches setzt sich gegen die Vorwürfe zur Wehr. Eine Psychoanalyse der Propheten zu machen, bedeute nicht davon auszugehen, daß die Propheten psychisch krank gewesen seien, und keiner behaupte, daß die Abbildung auf dem Buch originalgetreu die Propheten darstelle, ließ Kamal verlauten.

Die ägyptische Menschenrechtsorganisation EOHR hat gegen die Zensurmaßnahmen Protest eingelegt. Die Organisation äußert sich besorgt über die zunehmende Rolle der Ashar bei der Zensur von Publikationen und anderen Kunstwerken. Sie fordert die staatlichen Behörden auf, die Maßnahmen sofort einzustellen, zumal sie von Ägypten unterschriebenen internationalen Abkommen widersprächen, die die Meinungs- und Glaubensfreiheit garantierten.

Das Forschungsinstitut der Ashar erlangte das letzte Mal während der Kairoer Buchmesse vor zwei Jahren traurige Berühmtheit. Damals ließen die Scheichs während der Ausstellung sieben Bücher konfiszieren. Nach einem Aufschrei liberaler ägyptischer Intellektueller mußte die Maßnahme auf persönliches Geheiß des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak zurückgenommen werden. Karim El-Gawhary