Panzerhalle als Lehrsaal

■ Wirtschaftssenator will Hochschule Bremen in die Grohner Kaserne verlegen / Studenten: „Hirngespinst“

Wo jetzt noch Panzer rollen und die Bundeswehr ihre Truppen schult, soll künftig der Campus der Hochschule Bremen am Neustadtswall entstehen. Das sind die Visionen von Wirtschaftssenator Hartmut Perschau für die Roland-Kaserne in Grohn. Hochschulrektor Ronald Mönch spricht vom Befreiungsschlag für den raumnotgeplagten Campus. Die StudentInnen dagegen sehen in dem Plan ein unbezahlbares Hirngespinst.

Perschau traf mit seinem Plan Bildungsbehörde und Hochschule pünktlich zum Sommerschlaf. Am ersten Ferientag präsentierte er seine Ideen für die Roland-Kaserne in Bremen Nord. Auf dem 30 Hektar großen Areal soll ein Wohn-, Gewerbe- und Freizeitgebiet entstehen. Etwa 110 Millionen Mark stehen dafür im Investitionsprogramm. Bald zieht die Bundeswehr aus der als Truppenschule genutzten Kaserne aus, dann ist dort jede Menge Platz. „Warum nicht auch für die Hochschule?“, fragte sich der eifrige Wirtschaftssenator und rannte bei Hochschulrektor Ronald Mönch offene Türen ein.

Der gibt sich überrascht, aber sehr interessiert. Bei rund 8.000 StudentInnen in mittlerweile neun Fachbereichen fehle jede Menge Platz. Seit drei Jahren sind auch die Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler mit von der Partie. Da gebe es in den Trakten manch unangenehmes Gedrängel. Von den fehlenden Laboratorien ganz zu schweigen. „Wir können keine neuen Forschungsvorhaben mehr planen“, klagt Rektor Mönch. Zwar werde jeder freie Parkplatz am Neustadtswall als möglicher Bauplatz untersucht. „Doch mitten im Wohngebiet ist irgendwann Schluß“, beschreibt er sein planerisches Dilemma. „Wir wollen schon auf dem Dach des M-Traktes ein Studentenwohnheim bauen“, verrät er. In der Kaserne könnten neue Studiengänge, wie Bio- und Umwelttechnologie sowie Sport endlich realisiert werden. Schwimm- und Turnhallen sowie Lehrsäle seien schon vorhanden. Auch einen Technologie-Park, von Perschau angedacht, hält Mönch für sinnvoll. Neben Instituten könnten sich gut kleine Betriebe ansiedeln.

„Alles Utopie“, findet Jörg Stangenberg vom Allgemeinen Studentenausschuß im Fachbereich „Technik“. Die Pläne seien übertrieben, weit hergeholt und unrealistisch: „In der Bildung wird nur gestrichen, wo soll da jetzt Geld für unseren Umzug her?“. Gerade erst wurde die Bibliothek komplett umgebaut, ein altes Kfz-Grundstück aufgekauft und der Raum- und Schiffahrttrakt saniert.

Auch die Nautik-Studenten wollen in der City bleiben: „Aus Tradition, und weil der Weg viel zu lang ist“, sagt Frank Scharbatke. Fachbereichsleiter Christof Marcus hält ebenso am alten Standort fest. Er fürchtet, daß seine riesigen Manövrier- und Nachtsimulatoren „beim besten Willen nicht umziehen können.“ Die Hochschulangestellten zeigen sich ähnlich verwurzelt: Sie fürchten den weiten Anfahrtsweg.

Das Problem Umzug hat auch die Bildungsbehörde erkannt – vor allem, wenn es ums Geld geht. Abteilungsleiter Rainer Köttgen weiß: „Dafür ist erst mal kein Geld da.“. Der Bund würde nur Hochschul-Neubauten mitfinanzieren. Bevor das „Ja“ fällt, müsse sein Amt noch sorgfältig prüfen. Auch Rektor Mönch will zunächst mit seinen Fachbereitsleitern in Klausur gehen und die Idee ebenso „sorgfältig überdenken“. Bis klare Worte fallen, können die Studis also noch locker mit dem Fahrrad in die Neustadt radeln. kat