Bäder-Betriebe dümpeln

■ Die Umwandlung der Bäder in eine Anstalt des öffentlichen Rechts kommt nicht voran. Potentielle Vorstandsmitglieder sagten im Juni ab. Neue Ausschreibung

Berlin geht mit seinen Bäder- Betrieben baden. Manager für den vor einem Jahr gebildeten eigenständigen Geschäftsbereich konnte der Senat bislang nicht an Land ziehen. Entweder war die Qualifikaktion zu niedrig, oder die Honorarwünsche waren zu hoch. Das von einer Projektgruppe in der Sportverwaltung entworfene Badekonzept verstaubt derweil in den Schubladen.

Seit dem Wochenende wird nun wieder einmal ausgeschrieben. Die beiden wichtigsten Posten der Berliner Bäder-Betriebe konnte das Land nicht besetzen. Mitte Juni sagten die Kandidaten ab. Sie hätten schon in mittelgroßen nordrhein-westfälischen Städten mehr am Badespaß verdienen können als an der Spree, hieß es. Die Bäder-Betriebe waren letzten September per Gesetz gegründet worden. Sie sollten anstelle der Bezirke die 77 Schwimmbäder des Landes planen, errichten, betreiben und unterhalten. Doch ein knappes Jahr nach der angekündigten Rechtsformänderung hat sich wenig getan – von Preiserhöhungen einmal abgesehen.

Zwar arbeitet eine Projektgruppe im Auftrag von Schul- und Sportsenatorin Ingrid Stahmer (SPD). Aber der sind die Hände gebunden. Schließlich wolle man dem neuen Vorstand nicht mit festen Planungen vorgreifen, entschuldigt Wolfgang Brachwitz den zögerlichen Aufbau. Wie der Leiter der Projektgruppe versichert, wolle man möglichst viele der Berliner Bäder erhalten. Es sei daran gedacht, die Bäder stärker auf Nutzergruppen wie Vereine, Schulen oder Freizeitschwimmer hin auszurichten. Auch könne er sich vorstellen, daß Bäder mit eigenen Schwimmkursen mehr Einnahmen erzielten. Mehr jedoch wird weder verraten noch umgesetzt. Denn die Chefs müssen ihre Posten erst noch beziehen. Und das kann dauern. Die letzte Ausschreibung zog sich ein Dreivierteljahr hin. Viel Zeit hat das Land indes nicht. Finanzsenatorin Annette Fugmann- Heesing (SPD) kündigte jüngst in einem taz-Gespräch an, daß der scharfe Konsolidierungskurs auch Konsequenzen für die Bäder haben werde.

Städte wie Frankfurt am Main oder Offenbach leben vor, was unter Haushaltsnotstand mit Bädern passiert: Offenbach hat kein eigenes Schwimmbad mehr. In Frankfurt soll bald darüber entschieden werden, ob die öffentlichen Badeanstalten vor der Schließung bewahrt werden können.

Sportsenatorin Stahmer hat sich derweil zur Flucht nach vorn entschlossen. Wenn sie schon keine Häuptlinge bekomme, so teilte ihre Sprecherin Rita Hermanns mit, wolle ihre Senatorin wenigstens „die Indianer“ einstellen. Also sucht Stahmer vier regionale Betriebsleiter. Das Bädergesetz hatte die 44 Hallen- und 33 Freibäder nach vier Regionen unterteilt. Doch auch für diese Aktion droht Stahmer Ungemach. Der stellvertretende SPD-Landesvorsitzende Klaus-Uwe Benneter warf ihr öffentlich Verschwendung vor – Stahmer hatte die regionalen Chefstellen übertariflich ausgeschrieben. Christian Füller