Das Portrait
: Photo Professional

■ F.C. Gundlach

Einmal hat F.C. seine Vertrauten losgeschickt, ihm ein Auto zu kaufen. Nicht ein bestimmtes Modell – sondern eine Überraschung. Dann fuhren sie vor: mit einem Mercedes-30-Kombi-Diesel. Welche Enttäuschung! Das hätten sie doch wissen müssen: Gemütlich ist F.C. Gundlach nicht.

Heute vor siebzig Jahren wurde er in einem hessischen Kaff geboren; er gehörte zu den vorletzten Soldaten des Kriegs und zu den ersten, die in der Stunde Null nicht vergaßen, die Uhr zu stellen. Das Medium seiner Metamorphose war Fotografie. Mit 20 war er Fotoschüler in Kassel, mit 30 hatte er sich mit Beiträgen in „Film und Frau“ als Modefotograf längst einen Namen gemacht, mit Anfang 40 gründete er den Photo Professional Service (PPS.) in Hamburg.

Nicht ohne List hatte er sich ein Gebäude ausgesucht, das nicht zu beseitigen ist: den gewaltigen Bunker am Heiligengeistfeld. Hier expandierte sein Dienstleistungsunternehmen: von der schnellen Diaentwicklung über die Vermietung eines kompletten Studios bis zu Montagen und Retuschen; ein Buchladen kam dazu und schließlich, Gundlach war fast 50, eine Galerie. Fasziniert entdeckt er, daß sich seine Hamburger Fotografen für Kunst nicht interessierten: Niemand wollte – 1981 – Prints von einem New Yorker Ledermann namens Robert Mapplethorpe kaufen.

Die Berlinische Galerie entdeckte mit der Ausstellung „Aufbaujahre“ F.C. Gundlachs frühe Modefotografie. F.C. vermittelte derweil den Salomon-Preis an den größten aller Kleinbildfotografen, Robert Frank, und baute sich, als Atlantikspringer, ein Netzwerk von Beziehungen, in dem er sich ein weites Feld persönlich erschloß: die Fotografie jenseits ihrer Anwendung; die Fotografie der Autoren.

Nachdem er 1992 das PPS.-Imperium verkauft hatte, wurde Gundlach zugänglicher. Er übernahm eine Honorarprofessur an der Berliner Hochschule der Künste und leitet den Arbeitskreis Photographie Hamburg. Nach einigen substantiellen Ausstellungen und Büchern über Modefotografie stellt Gundlach jetzt mit seinem Arbeitskreis ein erstaunliches Projekt vor: „Das deutsche Auge“, eine erste Bestandsaufnahme der Reportagefotografie von Erich Salomon bis Wolfgang Tillmanns (in den Hamburger Deichtorhallen, bis 1.9.). Ulf Erdmann Ziegler