Schwarze Messe im Bayerischen Landtag

■ Die Christsozialen feiern den 50. Geburtstag ihrer Landtagsfraktion. Seit einem halben Jahrhundert hält die CSU in Bayern die Macht in Händen – eine Besserung ist nicht in Sicht

München (taz) – Während am Samstag im Münchner Residenztheater die „Black Comedy“ Premiere hatte und außerdem der Odeonsplatz wegen des Reqiems für den verblichenen Wittelsbacher Herzog Albrecht schwarz beflaggt war, versammelten sich am Montag im nicht weit entfernten Bayerischen Landtag die CSU- Abgeordneten zu einer weiteren schwarzen Messe. Gedacht wurde des 50jährigen Bestehens der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag. Von Heubl bis Waigel, von Stoiber bis Fraktionschef Glück klopfte man sich so ausdauernd gegenseitig auf die Schultern, wie es eben nur einer Staatspartei in den Sinn kommen kann.

Zu feiern galt es in der Tat ein deutsches Phänomen. Denn mit einer kurzen Unterbrechung in den fünfziger Jahren ist die CSU in Bayern ein halbes Jahrhundert lang ununterbrochen an der Macht. Da nahm es nicht wunder, daß Alois Glück in seiner Begrüßung vermerken mußte, daß „von der Öffentlichkeit und den politischen Wissenschaften ... gerade die spezifische Rolle der Regierungsfraktion in der Regel wenig verstanden“ wird. Was niemand außerhalb Bayerns so recht versteht, ist ja wohl, daß da in einem demokratischen Gemeinwesen die Regierungsfraktion als Regel von einer Partei gestellt wird.

Wenn man die vielen wohlgerundeten Gesichter verdienter und gut verdienender ehemaliger CSU-Mandatsträger im Saale anguckte, fiel einem doch ein, daß „Amigo“ inzwischen zu einem modernen Synonym kontinuierlicher CSU-Politik geworden ist. Den Importeur des Begriffes, Max Streibl, immerhin einmal Ministerpräsident, sah man auf der Feier übrigens nicht. Immerhin beklagte Glück dann auch noch den „Vorschuß an Mißtrauen gegenüber Mandatsträgern“, der sich, o Wunder, auch in Bayern allmählich breitmache.

„Mehrheit verpflichtet“, formulierte Ministerpräsident Stoiber in vermutlich durchaus gewollter Anlehnung an vererbte Noblesse in seinem Grußwort streng. Wozu, ließ er ein wenig offen. Er wird wohl das Weitermachen gemeint haben. Es ist ja im übrigen nicht allein die Schuld oder das Verdienst der CSU, daß sie die Nachfolge des Hauses Wittelsbach als „prägende und gestalterische“ Kraft des Bayernlandes so unangefochten seit Jahrzehnten verwalten kann. Seit Alfons Goppel 1962 für die CSU die absolute Mehrheit in Bayern gewann, hat diese Partei sie nicht mehr abgegeben.

Vielleicht ist es das ungetrübte Selbstbewußtsein und die weitverbreitete Schlitzohrigkeit, die diese Partei so ewig an der Macht hält. So was zählt in Bayern oft mehr als eine blütenreine Weste. Nichts aber wäre falscher, als die Bayern deshalb als willfährige CSU-Untertanen anzusehen. Schwarz ist auch die Farbe der Anarchisten. In Bayern sind das laut Herbert Achternbusch mindestens 60 Prozent. Und die wählen CSU. Thomas Pampuch