Schweinerockpunkig gute Laune

■ „Terrorvision“ verbreiteten dieselbe eben gar nicht

Im Presseinfo werden Terrorvision als prolo-rockige „Slade der Neunziger“ propagiert und überkommene Rock-Klischees aufgefahren. So verkündet die Plattenfirma, daß Sänger Tony Wright bei seiner ersten Probenteilnahme ein irgendwie verdammt rockiges „Fuck you“ geerntet habe und Bassist Leight Merklew überzeugt war: „Es war die verdammt coolste Scheißband der Welt!“ Yeah. Demzufolge hätte man sich am Montag im Logo eher auf völlig humorloses Hardrock-Gepose einstellen müssen.

Aber zum Glück agieren Terrorvision auf etwas höherem Niveau. Ihre Mixtur aus dynamischem Schweinerock, poppigem Punk und diversen anderen Gute-Laune-Stilelementen der Rockgeschichte verbreitete deshalb Fetenstimmung, ohne peinlich zu sein. Und das, obwohl alle Ingredienzen eines stilechten Rockabends zu bezeugen waren: lange, geschüttelte Mähnen, Rumgehopse, Geschwitze und Geschreie. Vor allem Sänger Tony Wright verkörperte authentisch das Party-Tier im Menschen. Im schick froschgrünen Outfit lehrte der Bradforder Brit-Rocker den Hamburger Schülern mit Reibeisenstimme den Rock. Angenehmerweise unter Einbezug selbstironischer Relativierungen – ein scherzhaft-schwachsinniges Grinsen zierte dann sein rockbengelhaftes Gesicht.

Nur Bassist Leight Marklew machte sich peinlichen Geposes strafbar. Muß man nur deshalb, weil man über einen, naja, gutgebauten Oberkörper verfügt, jenen hemmungslos selbstverliebt zur Schau stellen? Vielleicht ja, zumal wenn einem daraufhin in der ersten Reihe eine nicht geringe Anzahl offensichtlich schwer begeisterter Mädels entgegenjubelt. Zumindest hier wurden also Klischees ohne Wenn und Aber bedient: That's Rock'n'Roll.

Nichtsdestoweniger ging es stimmungsmäßig hoch her, und die Ohrwürmer „Alice What's The Matter?“ und „Oblivion“ wurden vom Publikum dankbar als Ausflippauslöser entgegengenommen. Während die Jugend zünftig abpogen durfte, konnten sich auch unterkühltere Zeitgenossen das ein oder andere Beinwippen nicht verkneifen.

Keine Visionen hardrockig-nervenden Terrors gab es da also zu ertragen, sondern vielmehr ein fetzig-unprätentiöses Rockkonzert, das Spaß machte. That's Rock'n' Roll, too.

Christian Schuldt