Seeler-Museum und entnehmbares Gras

Volkspark-Mehrzweckhalle: Drei Modelle sind in der Endauswahl  ■ Von Marco Carini

Die Planungsmappen kamen in allerletzter Sekunde. Erst zum Abgabeschluß am Montag bekam die Stadtentwicklungsbehörde (Steb) die seitenlangen Konzepte und bunten Modellzeichnungen für die geplante Volkspark-Arena auf den Tisch, die die Bahrenfelder Fußball-Betonschüssel ersetzen sollen. Nun werden die Pläne mit Hochdruck geprüft. Nur drei von ehedem 13 Investorengemeinschaften sind dabei noch im Rennen.

Konzept Nummer 1: Mit rund 55.000 Plätzen will die Bietergemeinschaft um die Hamburger Wirtschaftsberatungsgesellschaft „Richter & Partner“ das größte Fußballstadion bauen. Die Mega-Arena mit ausfahrbarer Rasenfläche und Schiebedach soll in der Nähe des heutigen Schwimmbades entstehen – näher dran am Bahnhof Stellingen als das Volksparkstadion. Den Norden des Geländes soll eine überdachte Mehrzweckhalle für 14.000 Zuschauer zieren, die über den S-Bahnhof Eidelstedt am besten erreichbar ist.

Gebaut werden sollen die neuen Stadien von der holländischen Alynia Holding BV, die schon die Amsterdamer Sportarena errichtete und zur Zeit ein Fußballstadion für 30.000 BesucherInnen in Arnheim errichtet. Das Volkspark-Stadion wird abgerissen, zwischen den beiden neuen Stadien entsteht die „Plaza Arena“ – ein Touristenpark, der jährlich 5 Millionen Besucher anlocken soll. Eine Wasserlandschaft, ein Sporthotel, Restaurants, Geschäfte und ein Shuttle-Busbahnhof sind hier geplant. Veranschlagte Kosten für das Gesamtprojekt: rund 400 Millionen Mark.

Konzept Nummer 2: Für geschätzte 500 Millionen Mark wollen die Philipp Holzmann AG und die Hamburger Deuteron Holding einen neuen Arena-Park bauen. Das Volkspark-Stadion soll Schritt für Schritt in eine moderne Fußball-Arena ohne Leichtathletik-Laufbahn umgebaut werden, in der 45.000 BesucherInnen Platz finden. Im Norden des Stadions ist eine 15.000 Personen fassende Mehrzweckhalle für Sport- und Kulturveranstaltungen geplant. Als Mantelbebauung sehen die Pläne – die das erklärte Lieblingskonzept des Hamburger Sportvereins sind – ein „Freizeit- und Erlebniszentrum“ vor.

Ein zwischen beiden Arenen gelegener, rund 2000 Quadratmeter großer Restaurantbereich, ein Fitneßcenter inklusive Spaßbad, ein runder 250-Betten-Hotelturm, zahlreiche Läden und ein „Uwe Seeler Fußballmuseum“ sollen Touristen in den Volkspark lotsen. Die Mehrzweckhalle soll von der „Arena Management GmbH“, einer hundertprozentigen Holzmann-Tochter, betrieben werden. Um die geplanten Logen dauerhaft vermieten zu können, denkt die Holzmann-Gruppe darüber nach, 5 Millionen Mark in eine bundesligataugliche Hamburger Eishockey-Equipe zu investieren.

Konzept Nummer 3: Auf eine zweite Halle und jede Mantelbebauung will die Bewerbergemeinschaft um die Euskirchener „Sportagentur Rüdiger Schmitz“ und den holländischen Baukonzern „HBM“ verzichten. Sie plant eine High-Tech-Arena für 45.000 BesucherInnen mit Mega-Schiebedach und ebenfalls entnehmbarem Rasen, die bei kleineren Veranstaltungen geteilt werden kann. Investitionsvolumen: rund 300 Millionen Mark.

Bis Mitte August wollen Steb, Landesbank und Warburg-Bank vor allem die finanzielle Solidität der Planungen prüfen. Steb-Pressesprecher Bernd Meyer: „Die Arena muß dauerhaft ohne städtische Zuschüsse betrieben werden.“ Anschließend an die erste Prüfungsrunde können die Bietergemeinschaften ihre Konzepte noch bis Anfang September nachbessern. Nicht unwahrscheinlich ist, daß die Konkurrenten den Freizeitpark gemeinsam aus dem Boden stampfen. Nach Informationen der taz laufen bereits Sondierungsgespräche zwischen mindestens zwei der Bietergemeinschaften.

Im Oktober will der Senat das Baugelände dem „Gewinner“ für ein Jahr anhandgeben. Ende 1997 sollen die Bauarbeiten beginnen, zwei Jahre später die Arena eingeweiht werden. Ein Grund für die Eile: Der Senat will noch vor der nächsten Bürgerschaftswahl im September nächsten Jahres den Arena-Park in trockene Tücher bringen. Eine möglicher grüner Koalitionspartner soll keine Chance mehr haben, das ökologisch umstrittene Großprojekt zu stoppen.