Alle Macht dem „Peanuts“-Banker Kopper

■ Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank strukturiert seinen Laden um. Die Aktienpakete von Industriekonzernen bleiben jedoch zunächst im Tresor

Frankfurt/Main (taz) – Verkauft die Deutsche Bank demnächst etwa ihr gewaltiges Paket an Daimler-Benz-Aktien? Baut die größte deutsche Bank mit einem Jahresumsatz über dem Volumen des Bundeshaushaltes gar ihre Industriebeteiligungen generell ab? Das sind Fragen, die die Börsianer in Frankfurt seit Monaten umtreiben. Den Aktienkursen der Industriekonzerne, bei denen die Deutsche Bank beteiligt ist, verleiht das nicht gerade Auftrieb. „Kopper soll endlich die Hosen runterlassen“, forderten denn auch die Broker vor der angekündigten Erklärung zur Neuorganisation der Deutschen Bank. Doch nach den Einlassungen des Vorstandsvorsitzenden Hilmar Kopper (taz vom 11. 7.) sind die Börsenhengste so klug als wie zuvor – und Spekulationen schießen weiter ins Kraut.

Bislang scheint nur festzustehen, daß Kopper seinen Kollegen Jürgen Krummnow, im Vorstand zuständig für Controlling und Steuerfragen, zunächst einmal zurückgepfiffen hat. Es war Krummnow, der mit Blick auf die miesen Bilanzen etwa von Daimler-Benz dem Abbau der Industriebeteiligungen der Bank das Wort geredet hatte. „Abspecken“ und dann auf den eigentlichen Geschäftsfeldern der Bank die Spitzenpositionen weiter ausbauen, lautete das Credo von Krummnow. Kopper aber denkt offenbar nicht daran, den Einfluß der Deutschen Bank auf die führenden Industriekonzerne der Republik – und damit auf die deutsche Wirtschafts- und Industriepolitik – zurückzuschrauben. Die Strukturreform der Bank, die darauf abzielt, daß die Deutsche Bank des Jahres 2000 mit der Bank von heute „nicht mehr viel gemein haben wird“ (Kopper), könne nach seiner Auffassung ohne die Veräußerung diverser Aktienpakete durchgezogen werden.

Streit im Vorstand der Deutschen Bank? Das sei neu, konstatierte erschrocken die Welt. Öffentlich abgestraft wurde allerdings niemand. Auch Krummnow behielt seinen Zuständigkeitsbereich. Dagegen wurden allen Vorstandsmitgliedern die regionalen Zuständigkeiten entzogen. In allen Weltregionen sollen ab sofort Spezialisten als „Bereichsleiter“ die Marktposition ausbauen. Sich selbst hat Kopper dabei die Rolle des Gehirns der Bank zugeschrieben. Direkt an sich gebunden hat er sechs Vorstandsmitglieder, die sich ausschließlich mit „Konzernentwicklungsfragen“ beschäftigen sollen. Krummow gehört nicht dazu. Alle Macht für Kopper – und die „Räte“ vom Vorstand als Sachbearbeiter.

Trotz der „Peanuts“ (Kopper), die die Deutschen Bank durch die Schneider-Pleite verlor, trotz der herben Einbußen etwa bei der Metallgesellschaft oder der Südmilch AG, und trotz der Tatsache, daß das hundertprozentige Kind von Kopper, die Bank 24, 1995 einen Verlust von 76,9 Millionen Mark „erwirtschaftete“: Der Chef der Deutschen Bank sitzt fester im Sattel als zuvor. Und weil Kopper auch „nationale Verantwortung“ spürt und an den Aufschwung glaubt, bleiben die Aktienpakete auch kränkelnder Industriekonzerne – vorerst – in den Tresoren der Deutschen Bank. Klaus-Peter Klingelschmitt