Schwarzfahren wird schwerer

■ BSAG setzt 40 Fahrer als Fahrgasthelfer und „graue Kontrolleure“ ein

Und wieder dieses nervige Gefummel: „Die Fahrausweise bitte“, fordert ein freundlicher Herr mit blauem Anzug in Buslinie 37. Doch von der Bremer Karte fehlt bisher jede Spur. Im Rucksack endlich wird der nervöse Fahrgast fündig. Glück gehabt!

Für hartnäckige Schwarzfahrer jedoch, die öffentlich über ihren bisherigen Fünf-Jahres-Rekord prahlen, kündigen sich schlechte Zeiten an: Die BSAG hat durch eine geschickte Personalidee ihre Kontrollen spürbar verschärft. Die „grauen Kontrolleure“, 15 an der Zahl, wurden einfach abgeschafft. Jetzt sind die sogenannten „Fahrgastdienstler“ in Bremen unterwegs: Vierzig Fahrer verlassen täglich stundenweise ihr Lenkrad und sind als Kontrolleur, Servicemensch und Retter in der Not in Bussen und Bahnen präsent.

„Um Kontrolle geht es eigentlich nicht“, wehrt BSAG-Sprecher Jürgen Lemmermann ab, sondern um „Präsenz“. In Bussen und Bahnen werde randaliert, was das Zeug hält. Die BremerInnen fürchten stärker als bisher um ihre Sicherheit, fänden sich im Liniennetz nicht zurecht: „Da will die BSAG mehr für Ordnung und Service tun“.

Das Dienst-Team könne jetzt natürlich auch vermehrt kontrollieren. Vor allem auf bestimmten Strecken sei dies wohl nötig: Lemmerman weiß, daß die Linie 1 in Blockdiek „auffälliger“ sei als in der Neustadt. Auf der Linie 2 im Viertel sehe es ganz anders aus, als in „ruhigeren Gegenden“. Im Gegensatz dazu fallen Linie 5 und 6 weniger unangenehm auf, das liege wohl an der „Bevölkerungsstruktur“.

Daß nun täglich BSAGler in den Fahrzeugen „präsent“ sind, hat für das Unternehmen einen durchaus positiven Nebeneffekt. Fahrgastdienstler Steven de Haan wundert sich nämlich, daß plötzlich immer mehr BremerInnen vorne beim Fahrer bezahlen. „Vor allem später am Abend haben wir eigentlich keine einzige Fahrkarte mehr verkauft“, weiß de Haan, der seit 15 Jahren als Fahrer bei der Geschäftsstelle Sebaldsbrück arbeitet. Jetzt zücken viele bereitwillig ihr Portemonnaie. Denn wer erwischt wird, zahlt 60 Mark. Wenn 2,5 Millionen der rund 100 Millionen Fahrgäste pro Jahr kontrolliert werden, gehen immerhin 1,5 Prozent Schwarzfahrer ins Netz und wieder fließt Geld in die leere BSAG-Kasse. Drei Millionen Mark Schwarzfahrer-Verlust im Jahr sind schließlich nicht aus der Portokasse zu bezahlen.

Für die „ordentliche Dienstleistung“ müsse auch gezahlt werden, fordert BSAG-Sprecher Lemmermann. Während sich alte Omas zukünftig über freundliche Helfer „in blau“ freuen dürfen, brechen für die Schwarzfahrer harte Service-Zeiten an. kat