Nachgefragt
: Neuer Anlauf für ein Bremer Hospiz-Haus

■ Konkurs soll nicht das Ende bedeuten

Das Bremer Hospiz-Haus hat am Montag nach nur zweimonatigem Betrieb Konkurs angemeldet. Die gemeinnützige GmbH war vom Verein „Pro Senectute“ und der Bremer Heimstiftung gegründet worden. Das Haus sollte als Ort für menschenwürdiges Sterben in Bremen etabliert werden. Jetzt ist offen, ob es wieder ein Hospiz-Haus geben wird und was mit dem vollständig eingerichteten Haus in Osterholz geschehen soll.

Otto Döhner ist Vorsitzender von „Pro Senectute“ und war an der Planung und Umsetzung des Projekts beteiligt.

taz: Das Hospiz-Haus hat am letzten Wochenende die Türen geschlossen. Für immer?

Otto Döhner: Nein. Wir arbeiten gerade zusammen mit der Bremer Heimstiftung und anderen möglichen Mitträgern an einem neuen Konzept. Wir müssen eine neue Konstruktion finden, und wir brauchen eine solidere Grundfinanzierung.

Was waren die Gründe für das schnelle Scheitern des Projektes?

Das ist vor allem der Restkostenanteil. Der Tagessatz liegt bei 325 Mark, davon zahlt die Krankenkasse 165. Der Eigenanteil von 160 Mark ist für viele Sterbende oder Angehörige einfach zu hoch.

Aber wir haben auch unterschätzt, daß es psychologische Hemmschwellen gibt, den eigenen baldigen Tod zu akzeptieren. Unglücklich ist dabei der Ausdruck „Sterbehaus“, der bisweilen in den Medien gebraucht wird.

Diese grundsätzlichen Probleme haben Hospiz-Häuser in anderen Städten auch. Welche Ursachen hat das Scheitern in Bremen?

Unsere Selbstkritik ist, daß wir das Haus zu früh eröffnet haben. Die Finanzierung war unklar. Wir hatten keine Erfahrung mit Pflegesatz-Verhandlungen. Es wurde mit einer Belegungsrate von 80 Prozent kalkuliert. Das ist utopisch. Außerdem war die Öffentlichkeitsarbeit offenbar nicht ausreichend.

Wir müssen vermitteln, daß das Haus Familienmitglieder entlasten kann, ohne Krankenhaus-Atmosphäre und mit guter Betreuung. Mit der Aids-Hilfe beispielsweise arbeiten wir gut zusammen. Ärzte und das Pflegepersonal in Krankenhäusern müssen wir vom Sinn des Hospiz-Hauses überzeugen.

Welche Aussichten hat dann ein neuer Anlauf?

Zunächst müssen wir für die Finanzierung sorgen. Das Kapital von 50.000 Mark, das „Pro Senectute“ und die Heimstiftung in die gemeinnützige GmbH gesteckt haben, ist weg. Wir müssen uns nach neuen Geldquellen umsehen – öffentliche Gelder oder private Spenden. Jedenfalls ist bei allen Beteiligten klar, daß Bremen ein Hospiz-Haus braucht.

Fragen: Stephan Günther