Der statistische Reichtum der Deutschen

■ Privathaushalte lagern ihr Geldvermögen – durchschnittlich je 128.000 Mark – am liebsten zinsarm auf dem Sparkonto

Berlin (taz) – Wenn Sie sich Ihr Konto ansehen, sollten Sie da 128.000 Mark finden. Statistisch gesehen jedenfalls. Denn so hoch ist das durchschnittliche Geldvermögen eines bundesdeutschen Privathaushalts. Zusammen macht das 4,6 Billionen Mark. Zählt man Häuser, Autos und andere langlebige Güter hinzu, kommt man auf ein Gesamtvermögen von schätzungsweise 13 bis 14 Billionen Mark. Dem stehen 372 Milliarden Mark Schulden gegenüber, 10.200 Mark pro Haushalt.

Solche Durchschnittsbeträge verdecken natürlich die krasse Ungleichheit der Vermögensverteilung. Das ärmste Viertel der Bevölkerung besitzt im Westen gerade mal zwei Prozent des Gesamtvermögens, in Ostdeutschland vier Prozent. Das reichste Viertel hält 67 Prozent (West) beziehungsweise 62 Prozent (Ost). Diese Daten sind sogar noch geschönt, denn das Statistische Bundesamt klammert in seiner Stichprobe Bestverdiener (über 35.000 Mark Monatseinkommen) aus.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) untersuchte nun, was die Deutschen mit ihrem Geldvermögen machen. Beliebteste Anlageform war 1995 demnach das Sparkonto. Mit dreimonatiger Kündigungsfrist und Sonderabsprachen holten die Sparer damit durchschnittlich 3,5 Prozent Zinsen heraus. Mit festverzinslichen Wertpapieren bekam man eine Rendite von 6,5 Prozent. Gut eine Billion Mark waren jeweils in Spareinlagen und Festverzinslichem angelegt, knapp noch einmal soviel in Lebensversicherungen – und lediglich 256 Milliarden Mark in Aktien. Der Deutsche Aktienindex aber legte im vergangenen Jahr um 8,3 Prozent an Wert zu.

Bei höheren Einkommen steigt nicht nur das für Geldanlagen zur Verfügung stehende Kapital, auch die Risikobereitschaft und damit der Anteil hochverzinslicher Anlageformen nimmt zu. Deswegen erzielten die Selbständigen fast viermal so hohe Zins- und Dividendeneinnahmen wie andere Haushaltsgruppen. Dadurch wurden 36 Prozent der gesamten Erträge aus Geldanlagen in Höhe von 208 Milliarden Mark von nur lediglich fünf Prozent der Haushalte abgegriffen. Nicola Liebert