Bauminister besichtigt seine Klimakiller

Klaus Töpfer versprach ökologische Baustoffe in Berliner Bundesbauten. Wo sind sie geblieben?  ■ Von Michael Obert

Berlin (taz) – Die Berichte über Ozon- und Klimakiller auf der Baustelle der Berliner Bundestagsbüros haben nun auch den Bauminister Klaus Töpfer wachgerüttelt. Gestern besuchte er überraschend die Berliner Baustelle, auf der Greenpeace große Mengen Dämmplatten aus teilhalogenierten Fluorchlorkohlenwasserstoffen (H-FCKW) entdeckt hatte. Bündnisgrüne und Umweltschützer forderten konkrete Schritte zum Verbot von umweltschädlichen Baustoffen.

Töpfer erklärte, daß es sich bei den 50 Kubikmeter umweltschädlicher Dämmplatten auf der eigenen Baustelle um ein Versehen der beauftragten Baufirma gehandelt habe. Das Material sei bereits wieder zurückgeschickt worden.

Zu spät. Greenpeace-Klimaexperte Carsten Körnig wies den ehemaligen Bonner Umweltminister darauf hin, daß in das Regierungsgebäude bereits „große Mengen“ H-FCKW-haltiger Dämmstoffe eingebaut worden sind. Im Kellerbereich und an der Außenfassade ist das hellblaue Material noch gut erkennbar. Töpfer mochte da nicht widersprechen. Wieviel von dem Ozon- und Klimakiller schon in den künftigen Büros der Bundestagsabgeordneten steckt, konnte er aber auch nicht sagen.

Seit mehr als einem Jahr werfen die Bündnisgrünen dem Bund vor, daß er für seine Bauvorhaben keine umweltschonenden Baustoffe vorschreibe. Zwar versicherte Töpfer auch gestern wieder: „Wir haben in der Bauauflage für dieses Gebäude festgeschrieben, daß auf H-FCKW-haltige Stoffe verzichtet werden muß.“ Aber auch das weiß die bündnisgrüne Bundestagsabgeordnete Franziska Eichstädt-Bohlig besser. Sie sagt: „Tatsächlich versteckt sich der Bund schon länger hinter der schwammigen EU-Position zur Verwendung von Baustoffen.“

Die EU sieht ein europaweites Verwendungsverbot von H-FCKW erst ab dem Jahr 2015 vor. Auch bei Tropenhölzern, PVC und anderen umweltschädlichen Baustoffen mahlen die Mühlen in Brüssel nur sehr langsam. Der Bund könne in seiner Eigenschaft als Bauherr den beauftragten Architekten sehr wohl weitergehende Vorgaben machen, meinen die Grünen.

Was dem Bund so schwerfällt, wird vom Land Berlin zumindest auf dem Papier schon seit Jahren praktiziert. Für eigene Bauprojekte schreibt das Land in jedem einzelnen Architektenvertrag Verwendungsverbote und -beschränkungen für bestimmte Baustoffe wie H-FCKW, PVC oder Tropenholz fest. Beachtet ein Bauunternehmen diese Vorgaben nicht, muß es die Baustoffe auf eigene Rechnung entfernen, umweltgerecht entsorgen und einen Ersatz bereitstellen.

Zu derart konkreten Schritten war Bauminister Töpfer bisher nicht bereit. Noch im März diesen Jahres hat der Vertreter des Bauministeriums, Herbert Ehm, anläßlich einer Anhörung im Berliner Abgeordnetenhaus über „Ökologische Konzepte für die Parlaments- und Regierungsbauten in Berlin“ erklärt, daß das Bauministerium keinen Anlaß sehe, die Baustoffauswahl einzuschränken. Erst nach dem PVC-Brand auf dem Düsseldorfer Flughafen gab Ehm dann bekannt, daß ein Ausschluß von „bestimmten Materialien“ vorgesehen werde.