: Zu kurz, zu inkompetent, zu kalt
■ Beschwerden über Hamburgs ambulante Pflegedienste
„Wenn die Pflegekraft den alten Menschen erst einmal fragen muß, wie man den Verband wechselt, dann ist das peinlich“, erklärt Christoph Kranich, der Leiter der Patientenberatung bei der Verbraucherzentrale Hamburg. Seit Mitte Mai betreibt die Organisation ein „Beschwerde-Telefon ambulante Pflege“ (dienstags von 9 bis 10 Uhr, Tel.: 24 83 22 30). Rund 50 Menschen haben bisher angerufen, doch viele alte Menschen scheuen die Beschwerde – aus Angst, sie würden dann schlechter behandelt, weiß Kranich aus Erfahrung.
Diejenigen, die anrufen, vermuten unter anderem Abrechnungsbetrug, klagen über häufigen Wechsel des Pflegepersonals und mangelnde Kompetenz. Kranich empfiehlt, einen Pflegevertrag mit den ambulanten Diensten abzuschließen, in dem die Leistungen und die Kosten festgelegt werden.
Auch der Medizinische Dienst der Krankenkassen gibt Anlaß zu Beschwerden: Einige GutachterInnen kämen nicht persönlich vorbei und stellten nur zwei Fragen am Telefon. Andere AnruferInnen sind mit der Einstufung nicht einverstanden. In diesem Fall rät der Verbraucherschützer zum Widerspruch bei den Pflegekassen: Nicht selten werden die Pflegebedürftigen mindestens eine Stufe höher eingruppiert.
„Viele Betroffene wissen gar nicht, welche Rechte sie haben“, erklärt Kranich. Er fordert mehr Transparenz im unübersichtlichen Markt der ambulanten Pflegedienste. Leistungen und Abrechnungen müßten offen dargelegt werden.
Was sich Menschen vom Pflegedienst wünschen, illustrierte er am Beispiel einer Anruferin, die ihren Mann zu Hause pflegt und sich lobend über einen privaten Anbieter äußerte: Sehr ausführlich sei ihr der Pflegevertrag erläutert worden, so daß sie nun über Leistungen und Kosten Bescheid weiß. Darüber hinaus habe man sie über mögliche Zuschüsse für Hilfen im Haus informiert und sie selbst in richtiger Pflege angeleitet. Als besonders erfreulich empfand sie neben der Personalkonstanz die einfühlsamen Pflegekräfte, die alle Tätigkeiten ohne Hektik verrichteten.
Patricia Faller
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