■ Zufrieden mit dem Hausarzt?: „Schnell, schnell und husch, husch!“
Oliver Franneck, 28 Jahre, Mediendesigner
Früher ist es mir häufig passiert, daß mir Ärzte ohne jede Untersuchung die Diagnose vom Schreibtisch aus stellten. Statt Gesprächen gab es Standardfragen nach Vordruck. Inzwischen habe ich einen Arzt „alter Schule“ gefunden, der sich in aller Ruhe mit mir befaßt. Der steht kurz vor der Rente und hat wahrscheinlich überhaupt kein Interesse mehr an Geld oder Karriere.
Petra Geister, 27 Jahre, Reinigungskraft
Das Zeitproblem der Ärzte fängt ja schon im Wartezimmer an. Drei Stunden sitze ich rum, um dann in fünf Minuten – schnell, schnell, husch, husch – abgefertigt zu werden. Da können kein Gespräch und auch keine gründliche Untersuchung zustande kommen. Jedenfalls war letztlich ich es, die bemerkt hat, daß mein Kind ein O-Bein hat. Und das trotz etlicher Vorsorgeuntersuchungen!
Thomas Klünner, 32 Jahre, selbständig
Mein Hausarzt ist hervorragend, da er wirklich auf meine Bedürfnisse eingeht: Er nimmt sich genügend Zeit für mich und verschreibt mir nur Medikamente, die auch meinen Anforderungen entsprechen, also weder Alkohol noch Kodein enthalten. Und: Als ich noch Angestellter war, hat er mir ohne jede Diskussion Krankenbescheinigungen ausgestellt. Das Simulieren konnte ich mir sparen!
Gisela Wend, 72 Jahre, Rentnerin
Wenn man sich seinen Arzt nicht nach den Gelben Seiten, sondern auf Empfehlungen guter Bekannter hin aussucht, kann, glaube ich, nichts schiefgehen. Mein Arzt hat übrigens das Berufsethos und die langjährigen Erfahrungen seines Vaters übernommen und weiß, daß gerade ältere Patienten genau und in aller Ruhe über Befunde und Medikamente aufgeklärt werden wollen.
Gerhard Burbach, 56 Jahre, Kellner
Ist doch alles eine Frage des Geldes! Wer reich ist, stirbt später! Sehen Sie, mein Bruder sitzt gerade nach einer Kehlkopfoperation im Krankenhaus und heult sich die Augen aus dem Kopf, weil er da mutterseelenallein auf seinem Zimmer hockt. Der brauchte zur Nachsorge eines so schweren Eingriffs Gespräche oder psychologische Beratung, kann sich so was aber nicht leisten.
Gunhild Brandler, 51 Jahre, ABMlerin
Mein Zahnarzt interessiert sich, genau wie ich, für Kunst. Deshalb haben wir eine persönliche Behandlungsatmosphäre. Und mein sudanesischer Hausarzt ist schon von der Mentalität her geduldiger als deutsche Ärzte. Aber ich glaube, daß ich hierbei einfach Glück habe: Meist entscheidet ja schon das Vorzeigen der AOK- Karte über den Ablauf der folgenden Behandlung.
Umfrage: Eva Behrendt
Fotos: Annette Weber
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