: Asean will Birma als neues Mitglied
■ Dänischer Pensionsfonds steigt aus Birma-Aktien aus
Bangkok (taz) – Indonesiens Außenminister Ali Alatas ist vor Beginn des Asean-Außenministertreffens schlecht auf die Presse zu sprechen: Immer wieder muß er in diesen Tagen erklären, warum er und seine sechs südostasiatischen Amtskollegen nicht davor zurückschrecken, Birmas Militärregime in ihren exklusiven politischen Club aufzunehmen. Die jüngsten Massenverhaftungen und die Menschenrechtsverletzungen in Birma seien „innere Angelegenheiten“ des Landes, in die sich Asean-Mitglieder prinzipiell nicht einmischten, bekräftigte Alatas.
Heute wird die Asean Birma als „Beobachter“ des Treffens zulassen, was als Vorstufe zur Vollmitgliedschaft im kommenden Jahr gilt. Dafür haben sich vor allem Indonesien und Singapur eingesetzt. Menschenrechtsgruppen in Asien sowie Vertreter der EU und der USA haben sich gegen die enge Kooperation mit dem Militärregime ausgesprochen.
Die Asean-Mitgliedsregierungen reagieren offiziell allergisch, vor allem gegenüber Druck aus Europa und den USA, und bezichtigen diese der Heuchelei. „In Bosnien gibt es eine Politik des Völkermordes. Tun sie genug, um das Problem zu lösen?“ fragte der malaysische Staatssekretär General Achmad Kamil Jaafar in Jakarta.
„Im Westen ist Birma ein emotionales Thema“, sagte ein hochrangiger thailändischer Beamter, und deshalb würden einige europäische Länder durch ihre Haltung die Konfrontation zwischen Birmas Militärjunta und Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi noch verschärfen, woran „niemand ein Interesse haben kann“. Asean werde statt dessen an der stillen Diplomatie und an verstärkten Wirtschaftsbeziehungen festhalten. Birmas Außenminister Ohn Gyaw jedenfalls gab sich nach seiner Ankunft in Jakarta gelassen: „Wir haben keine Feinde.“
Unterdessen bekommt die Wirtschaft den Druck aus den USA und Europa gegen Birma zu spüren. An der Pariser Börse fielen die Aktien des französischen Energiekonsortiums Total, nachdem ein dänischer Pensionsfonds am Donnerstag seine Total-Wertpapiere verkaufte, um gegen ein Erdgasprojekt des Unternehmens in Birma zu protestieren. In der vergangenen Woche schon hatten die beiden großen Brauereien Heineken und Carlsberg beschlossen, nicht in Birma zu investieren. Jutta Lietsch
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