Volle Konzentration und richtiger Ball

Miniaturgolf: 11. Internationale Hamburger Meisterschaften  ■ Von Marcus Scherf

Drei Bälle in einem kleinen Eimer, irgendeinen Schläger sowie Zettel und Stift in die Hand und los geht's. So oder ähnlich ergeht es vielen Menschen, die es auf eine Minigolfanlage verschlagen hat. Man schlendert von Bahn zu Bahn, unterhält sich und braucht circa drei bis fünf Schläge, um die Kugel zu versenken. Kaum jemand käme da auf die Idee, daß für einige SportlerInnen mehr dahintersteckt. Doch genau wie bei fast allen anderen Sportarten gibt es auch beim Minigolf – richtiger gesagt: Miniaturgolf – Vereine.

Ein solcher Verein ist der SV Lurup, dessen Bahnen sich am Eckhoffplatz befinden. Von Freitag bis gestern fanden dort die 11. Internationalen Hamburger Meisterschaften statt. Ungefähr 100 MinigolferInnen aus Dänemark, Malta und Deutschland spielten um Einzeltitel in zehn Konkurrenzen und ermittelten zudem den besten Verein.

Diese „Profis“ bieten ein völlig anderes Bild als HobbyspielerInnen: Sie schleppen eine ganze Tasche voller Bälle mit und ihren eigenen Schläger; die Besten brauchen für die 18 Bahnen nur 24 Schläge oder gar weniger, Asse sind nicht die Ausnahme. Ein solches As will jedoch sorgfältig vorbereitet sein: Besonders wichtig ist die richtige Wahl des Balles. Das Sprungverhalten wird geprüft und manchmal sogar die Temperatur, die mittels Reibung beeinflußt werden kann. Nachdem dann auch die Bahn gesäubert wurde, konzentrieren sich die MinigolferInnen auf den Schlag. Eine Minute haben sie hierfür Zeit, die viele benötigen, um sich optimal zum Ball zu stellen und die Ausführung imaginär durchzugehen.

Durch diese Konzentrationsfähigkeit, die nicht allen zu eigen ist, zeichnet sich der gestrige Sieger der Männerkonkurrenz aus: Udo Rathje benötigte für insgesamt zehn gespielte Runden nur 210 Schläge, also 21 pro Durchlauf. Angefangen hat der 33jährige 1987, nachdem er zufällig bei einer Deutschen Meisterschaft aufkreuzte, die ihn gleich in seinen Bann zog. Weil es billiger – je nach Verein 15 bis 20 Mark Monatsbeitrag und freies Spielen auf fast allen Hamburger Anlagen – war, trat er damals bei Hohenhorst ein, und hat „erstmal ein bißchen herumgedaddelt“. Heute trainiert der mittlerweile für den Niendorfer Miniaturgolfclub startende Speditionskaufmann zwei- bis dreimal die Woche, gewann zweimal die Offenen Dänischen Meisterschaften und mittlerweile zum vierten Mal das Hamburger Turnier.

Doch der Sport hat nicht nur sein Freizeitleben geprägt: Auf den verschiedenen Wettkämpfen hat er auch seine gleichaltrige Freundin Gaby Rahmlow kennengelernt, die beim SV Lurup spielt. Sie ist noch erfolgreicher als er: Die amtierende Deutsche Meisterin – ihr siebter Erfolg –, sechsfache Europameisterin und dreifache Mannschaftsweltmeisterin sammelt internationale Titel wie andere Briefmarken. Gestern in Lurup kam für die Nationalspielerin ein weiterer Titel hinzu: Mit 214 Schlägen für die zehn Durchgänge ließ sie die Konkurrentinnen weit – 24 Schläge – hinter sich.

Beide üben ihren Sport mit viel Idealismus aus, denn trotz aller Erfolge und des immensen Trainingsaufwandes gibt es für das Paar nichts zu verdienen und auch keine olympischen Ehren, was die Finanzbeamtin Rahmlow schon manchmal ärgert: „Im Vergleich zu anderen Sportdisziplinen stellt man schon eine gewisse Ungerechtigkeit fest, aber unser Sport wird eben von vielen belächelt.“

Ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist dafür, daß die beiden aufgrund ihrer gemeinsamen Vorliebe auch zusammen trainieren können, denn ansonsten bliebe sicherlich „zu wenig Zeit“ füreinander übrig.

Mannschaftsmeister wurde der Niendorfer MC mit Udo Rathje, Kay Herrmann, Sven Basse und Jan Rübcke.