Keine Pappe unter Currywurst

■ Umweltstaatssekretär tritt für Modellversuch zur Müllvermeidung ein: Eine Verpackungssteuer für Einweggeschirr könnte im nächsten Jahr eingeführt werden

In Berlin wird möglicherweise im nächsten Jahr eine Verpackungssteuer auf Einweggeschirr eingeführt. Schnellgaststätten und Imbißbuden müßten dann eine Abgabe für Einweggeschirr zahlen. In Kassel, Kiel, Frankfurt am Main und Dresden werden für Plastikteller 50 Pfennig, für Kunststoffbesteck 20 Pfennig und für Pappbecher 40 Pfennig Steuer kassiert. Dies gilt jedoch nur, wenn der Kunde die Mahlzeit „vor Ort“ verzehrt.

Für einen entsprechenden Modellversuch hat sich Umweltstaatssekretär Hans Kremendahl (SPD) ausgesprochen. Es müsse zunächst eine solide Kalkulation über die möglichen Einnahmen und die Verwaltungskosten erstellt werden, so Kremendahl. Ziel sei in erster Linie die Vermeidung von Müll und nicht der finanzielle Gewinn.

Die Abgabe für Einweggeschirr wird dem Senat nach Schätzungen der Umweltorganisation BUND 15 bis 25 Millionen Mark einbringen. Die Bündnisgrünen rechnen sogar mit 35 Millionen Mark und 30.000 Tonnen weniger Müll. Die Schätzungen der Senatsverwaltung für Umwelt fallen vorsichtiger aus: Höchstens 9.000 Tonnen Müll ließen sich auf diese Weise vermeiden. Das entspricht 0,3 Prozent des Berliner Gesamtmülls.

Der Senat wird bei seinen Haushaltsberatungen im Herbst über die Sonderabgabe entscheiden. Auch der Rat der Bürgermeister hatte sich dafür ausgesprochen. Nachdem das Bundesverwaltungsgericht am vergangenen Freitag eine Klage gegen die kommunale Steuer in letzter Instanz abgelehnt hatte, ist der Weg frei. Die Klage hatten die McDonald's-Fast-food- Kette und zwei Aufsteller von Heißgetränkeautomaten gegen die Stadt Kassel angestrengt, die die Abgabe als erste Kommune eingeführt hatte.

Dabei kommt in großen Fast- food-Ketten wie McDonald's und Burger King kaum Einweggeschirr zum Einsatz. Der Hamburger ist in Papier eingewickelt, die Pommes kommen in eine Papptüte, und serviert wird das Ganze auf Tabletts mit Papierserviette. Nur Pappbecher fallen bei beiden Ketten an. Beide praktizieren Mülltrennung und Recycling für Kunststoff, Papier und Weißblech. „Unser Restmüll liegt bei unter fünf Prozent“, erklärte ein Burger-King-Mitarbeiter der Filiale am Mehringdamm auf Anfrage. In einer Burger-King-Filiale in Frankfurt am Main läuft derzeit ein Testversuch, die Pappbecher durch spülmaschinenfeste Plastikbecher zu ersetzen. Der Anstoß zu dem Versuch dürfte die Verpackungssteuer sein, die im Januar 1995 in der Main- Metropole eingeführt wurde.

Auch kleine Imbißbuden wie der Döner-Imbiß in der Yorckstraße servieren ihren Kunden das Menü auf Porzellangeschirr. Plastikteller gibt es nur für diejenigen, die das Essen mitnehmen. Daß Fast food auch gesund und umweltbewußt sein kann, beweist der Naturkostladen am Mehringdamm: Auch hier wird auf Porzellan serviert, und wer eine Portion vom Salatbuffet mitnehmen will, kann von zu Hause auch die Tupperschüssel mitbringen. win