Tellerwäscher mit Zukunft

Die Berliner sind Mehrweg-Muffel. Die Hauptstadt ist das Schlulicht bei Mehrwegflaschen: Nur schlappe 38 Prozent Pfandflaschen werden verkauft, während bundesweit der Anteil 72 Prozent beträgt. Beim Kauf von umweltfeindlichen Einwegdosen sind die Berliner dagegen Spitze. Da käme die Verpackungssteuer für Einweggeschirr als kollektive pädagogische Maßnahme genau recht.

Wenn sich der Senat im Herbst für einen Modellversuch entscheidet, ginge nach Kassel, Kiel, Frankfurt am Main und Dresden auch von Berlin ein Signal zur Müllvermeidung aus. Wie die Erfahrungen in Kassel und Frankfurt zeigen, funktioniert dieser Anreiz. Viele Schnellgaststätten und Imbißbuden stellten unter dem Druck der Abgabe auf spülmaschinenfestes Geschirr um. Die steuerträchtigen Pappbecher, Plastikteller und Kunststoffbestecke werden zu Auslaufmodellen. Daß sich die Imbißinhaber am Konsumenten schadlos halten und die Sondersteuer als Preisaufschlag an die Kunden weitergeben, ist schon wegen der harten Konkurrenz eher unwahrscheinlich. Als McDonald's vor zwei Jahren ankündigte, bei Inkrafttreten der Sonderabgabe die Preise zu erhöhen, war dies nur eine Drohgebärde.

Tellerwäscher könnte wieder ein Job mit Zukunft werden. Von der Verpackungssteuer würden auch mobile Spüldienste wie das Spülmobil des Umweltladens (Telefon: 6572750) profitieren, die bei Großveranstaltungen für saubere Gedecke sorgen. In Frankfurt am Main, wo solche Spüldienste gefördert werden, rechnen die Betreiber mit zusätzlichen Arbeitsplätzen. Dorothee Winden

siehe Bericht auf Seite 22