Vom Standpunkt der Frauen aus

■ betr.: „Haben Sie überhaupt Kin der?“, taz vom 15. 11. 96

Liebe Frau Gaserow! Etwas betrübt mußte ich als Mann feststellen, daß Sie immer noch nicht gelernt haben, vom Standpunkt der Frauen aus zu schreiben. Es geht doch nicht um die Abwertung von Kinderlosen, sondern um die gesellschaftliche Abwertung von kindererziehenden Frauen (volkstümlich: Mütter). Wenn Egoisten in die steuerliche Hölle geführt werden sollen und Mütter ins Rentenparadies; dann können hier auf Erden Kinderlose (denn das sind immer noch die meisten Männer, die sich nicht damit herumzuschlagen brauchen) als vollwertige Vertreter der Gesellschaft in Wirtschaft und Politik bestimmen, und Hausfrauen wird weiterhin der Zutritt zur Öffentlichkeit (jedenfalls im großen und ganzen) verboten.

Fazit: Wir Patriarchen honorieren und rechtfertigen noch ein bißchen mehr das Einsperren von kindererziehenden Frauen ins Haus. Auf deutsch gesagt: Kinderlose dürfen denken, Kinderreiche sollen brav unterhalb der Stufe zum Menschsein bleiben. Thomas Dauskardt,

Bönningstedt

Daß die Diskussion über die Benachteiligung von kindererziehenden Eltern Züge eines ideologischen Rollbacks annimmt, mag wohl sein. Nur darf Frau Gaserow dann bitte nicht verschweigen, daß dieses „Rollback“ auf eine bereits etablierte Anti-Kinder-Ideologie erfolgt ist (Indieseweltkeinekindermehrsetzen und all diese faulen Eier). Daß sie es verschweigt und statt dessen mit Chimären wie dem zuvor zu schaffenden „kinderfreundlichen Umfeld“ um sich wirft, macht sie selbst als Trägerin dieser kinderfeindlichen Ideologie kenntlich. Ihre entlarvende Geste ist daher unehrlich und unerträglich. Kenneth Anders, Berlin