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Kostendrücken und laschere Sicherheit bei AKWs

■ Kürzere Revisionszeiten und Teile erst auswechseln, wenn sie ausgefallen sind

Berlin (taz) – Bei Kernkraftwerken wird künftig schneller geprüft, zumindest wenn es nach Siemens geht: Im Rahmen des Kostensenkungsprogramms „top“ wie „Time Optimized Process“ wird die Revisionsdauer verkürzt und der Aufwand für Sicherheitsprüfungen verringert – so ein Gutachten des Instituts für Regionalökonomie in Römerberg im Auftrag des Koordinationskreises Siemens-Kampagne. Künftig wird auch weniger Personal zur Prüfung eingesetzt. Siemens ist in Deutschland der bedeutendste Lieferant für AKW- Technik. Die Siemens-Kampagne ruft deshalb zu einem Boykott der Produkte des Elektroriesen auf.

Die Betreiber von AKWs freuen sich über die kürzeren Stillstandszeiten. In der aktuellen Ausgabe der Siemens Service News heißt es „Neckar-2 ist top: Die Revisionszeit wurde auf 17 Tage verkürzt.“ Es habe sich gezeigt, daß eine Halbierung der Prüfzeit 30 Prozent der Kosten spare. Auch bei den ausführlichen Tests wurde bisher allerdings manches übersehen. Im AKW Brunsbüttel wurden zum Beispiel Anfang 1995 bei Montagearbeiten Risse in Rohren entdeckt. Bei einer vorausgegangenen High-Tech-Untersuchung waren sie übersehen worden.

In Zeiten der Liberalisierung der europäischen Strommärkte will die Atomindustrie generell die Kosten senken. Auf der diesjährigen Jahrestagung Kerntechnik kündigte sich denn auch eine Änderung in der Sicherheitsphilosophie an. Volker Meyer, im AKW Grohnde zuständig für die technischen Prüfungen, sprach von „ausfallbedingter Instandsetzung“. Im Klartext: Ein Anlagenteil wird erst dann ersetzt, wenn es wirklich ausgefallen ist. Die Priorität des Geldverdienens vor der Sicherheit gibt Meyer auch offen zu: Die Ausfallmethode sei die „wirtschaftlichste Form“ der Instandhaltung – schließlich werde durch diese Methode „der Abnutzungsvorrat voll ausgeschöpft“. rem

Info, auch zum Boykott: Koordinationskreis Siemens-Kampagne, Friedrichstr. 165, 10117 Berlin

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