Schimmelbuschs Rache

■ Abfindung für den ehemaligen Chef der Metallgesllschaft vorerst gescheitert

Frankfurt/Main (taz) – Noch vor fünf Jahren war er der „Manager des Jahres“, danach die Gurke des Tages — am Samstag scheiterte er (vorerst) bei dem Versuch, zum Abzocker der Saison zu avancieren. Die Rede ist von Heinz Schimmelbusch, dem geschaßten Vorstandsboß der Metallgesellschaft (MG), dem vom Aufsichtsrat die Hauptschuld dafür angelastet worden war, daß der Konzern 1994 durch riskante Ölkspekulationen in den Vereinigten Staaten rund vier Milliarden Mark Verluste einfuhr und knapp vor der Pleite stand.

Auf einer turbulenten Hautversammlung wurde Schimmlebusch damals als „Wirtschafstverbrecher“ beschimpft. Doch in diesem Sommer wollte ihm der neue Vorstand der sanierten MG plötzlich fünf bis zehn Millionen Mark an „Abfindung“ zuschustern. Der Sinneswandel ist leicht zu erklären: Die Metallgesellschaft möchte einen Waffengang mit dem Ex-Vorstandsvorsitzenden vor deutschen und möglicherweise auch US-amerikanischen Gerichten zu vermeiden. Aber nun bliebt das Schweigegeld doch in der Kasse der MG. Der Aufsichtsrat verweigerte dem, vom Aufsichtsratsvorsitzenden Ronaldo Schmitz (Deutsche Bank) vorgeschlagenen Deal die Zustimmung.

Schmutzige Wäsche ist öffentlich ohnehin schon ordentlich gewaschen worden. Am Ende ging es auch noch um den Ankauf einer Villa in Frankfurt und eines Luxusappartements in New York durch Schimmelbusch. Der schlug zurück und kündigte eine Klageerwiderung an, die sich „geschwaschen“ habe.

Sie liegt inzwischen vor und enthält offenbar brisanten Stoff. Denn nach der Lektüre des 800 Seiten starken Werkes setzten sich die streitenden Parteien flugs mit ihren Anwälten zusammen und erarbeiteten jenen lukrativen „Vergleich“. Im Gegenzug würde Schimmelbusch seine Klageerwiderung dem Reißwolf übergeben.

Ach wenn dieser Deal zunächst gescheitert ist, geht Schimmelbusch weiter davon aus, daß er zu seiner Abfindung kommt. Ronaldo Schmitz, höhnte er, müsse eigentlich vom Aufsichtsratsvorsitz zurücktreten, da er dort nicht mehr mehrheitsfähig sei. Schimmelbusch: „Wäre mir das passiert, hätte ich meinen Hut genommen.“ Klaus-Peter Klingelschmitt