„Hinterlist“ und Tücke

■ Schönberg-Deal: Schwere Vorwürfe gegen den FDP-Politiker Wolfgang Kubicki

Der Kieler Anwalt Jürgen Steinbrink war sichtlich ungehalten. Zwei Stunden lang übte er sich gestern in Gerichtsschelte. Der Grund für den Verbal-Marathon: Das Landgericht der schleswig-holsteinischen Hauptstadt hatte bereits zum Prozeßbeginn den Angeklagten vorfreigesprochen. Der heißt Wolfgang Kubicki, ist Kollege von Steinbrink und nebenbei noch Kieler FDP-Fraktionsvorsitzender, Geschäftsmann und Redenschreiber für seinen Partei- und Männerfreund Jürgen Möllemann.

Die Schweriner Landesregierung hat Kubicki auf 1,4 Millionen Mark Schadenersatz verklagt. Der Jurist soll bei den Verhandlungen um die Privatisierung der Schönberger Mülldeponie die Schweriner Landesregierung so „miserabel“ beraten haben, daß nur die Gegenseite von dem Vertrag profitierte. Zu dieser gehört der Lübecker Müllhändler Adolf Hilmer. Doch obwohl der Regierungsberater Kubicki zum Zeitpunkt der Schönberg-Verhandlung an einem Subunternehmen von Hilmer als stiller Gesellschafter beteiligt war, konnte das Landgericht „keine Interessenkollision“ bei dem smarten Vollbartträger Kubicki ausmachen.

Jürgen Steinbrink hingegen schon: Nie hätte Schwerin den FDP-Politiker als Berater engagiert, wenn die „Verquickung“ zu Hilmer bekannt gewesen wäre. Diese habe Kubicki „hinterlistig“ verschwiegen. Durch die von ihm mitverhandelten Kontrakte sei das Ost-Bundesland gezwungen worden, die früheren DDR-Preise zu akzeptieren, während die Betreiber im Westen hohe Müllgebühren kassierten und Gewinne erwirtschafteten.

Steinbrink warf Kubicki vor, von Hilmer „bestochen“ worden zu sein. So habe neben der stillen Beteiligung auch ein Beratervertrag bestanden, für den die Kanzlei Kubickis monatlich 10.000 Mark erhielt. Das Gericht kündigte an, am 30. September ein Urteil zu fällen.

Marco Carini