Tödliche Lungenentzündung

■ Der Tote, der drei Tage vor der Räumung der East Side Gallery gefunden wurde, war früher an Tbc erkrankt. Identität noch ungeklärt. Vier von sechs Personen mit Tbc-Verdacht haben sich gemeldet

Der Tote, der am 14. Juli, drei Tage vor der Räumung der East Side Gallery, dort in einem Bauwagen gefunden wurde, ist an einer Lungenentzündung gestorben. Dies hat die Obduktion des Toten ergeben, teilte die Polizeipressestelle gestern mit. Nach Ansicht der Gerichtsmediziner war er nicht akut an Tuberkulose erkrankt. Auch für die Vermutung von Mitbewohnern, der Tote sei an einer Überdosis Heroin gestorben, hätten sich keinerlei Anhaltspunkte ergeben.

Die Identität des Toten ist nach wie vor ungeklärt. Es handle sich um einen jungen Mann Ende 20, der unter dem Vornamen Nick bekannt war. Zu Lebzeiten habe er sich als Franzose ausgegeben, erklärte ein Polizeisprecher. Weitere Angaben hätten auch Mitbewohner nicht machen können.

Der junge Mann war im Februar wegen einer Tbc-Erkrankung bei der Tbc-Fürsorgestelle in Mitte beraten worden. Es seien bei einer Untersuchung „alte Herde“ der Lungenerkrankung festgestellt worden, sein Zustand sei jedoch „nicht besorgniserregend“ gewesen, erklärte gestern die Pressesprecherin des Bezirksamtes Mitte, Karin Rietz. Die Tbc-Fürsorgestelle kontrolliere, ob sich die Erkrankten in Behandlung begeben, erläuterte sie. „Er muß in Behandlung gewesen sein“, sagte Rietz. „Im August hätte er sich wieder melden sollen.“

Rätselhaft bleibt nach wie vor, warum die Polizeipressestelle den Todesfall zunächst verschwiegen hatte. „Es gibt täglich viele Todesfälle ohne Fremdverschulden, die gar nicht veröffentlicht werden“, erklärte dazu ein Polizeisprecher.

Inzwischen haben sich vier der sechs Wagenburg-Bewohner gemeldet, die wegen Verdachts auf Tbc polizeilich gesucht wurden. Ob sie tatsächlich an Tbc erkrankt sind, läßt sich jedoch erst nach einer Untersuchung des Lungenauswurfs feststellen.

Das Bundesvermögensamt hat es als Eigentümer des Geländes gestern indes erneut abgelehnt, die geschätzten 3,1 Millionen Mark für die Sanierung zu übernehmen. Der Bezirk habe die Wagenburg fast vier Jahre lang geduldet. „Zunächst einmal wollen wir die Zahlungspflicht ablehnen“, sagte die stellvertretende Leiterin der Behörde, Heidrun Hendrick. Das Bezirksamt Friedrichshain will ebenfalls nicht für die Kosten aufkommen. Der Haftungsstreit soll bei einem Gespräch Anfang August geklärt werden, an dem auch ein Vertreter der Finanzsenatorin teilnehmen wird.

In Spandau formiert sich unterdessen der Widerstand von BürgerInnen gegen eine Umsiedlung der Rollheimer nach West-Staaken. Heute will eine Bürgerinitiative dem stellvertretenden Bürgermeister Fredy Stach (SPD) eine Unterschriftenliste gegen die beabsichtigte Verlegung überreichen. Dieser will sie noch am späten Nachmittag dem Gesundheits- Staatssekretär Detlef Orwat übergeben. Wie die Innenverwaltung mitteilte, hat sich auf dem Grundstück bislang noch kein Rollheimer eingefunden. Dorothee Winden