■ Bonn vermittelt Austausch zwischen Israel und Hisbollah
: Erfolg ohne Risiko

Endlich einmal erfolgreich! Helmut Kohls Mann fürs Geheime, Bernd Schmidbauer, hat zwischen der Hisbollah und der israelischen Regierung vermittelt – mit positivem Ergebnis. Ein Grund zum Staunen? Bisher hat sich 008 eher selten mit Ruhm bekleckert. Bis zu 2.000 KGB-Agenten machte er im wiedervereinigten Deutschland aus, am Ende konnte gegen ein knappes Dutzend Personen ermittelt werden – meist erfolglos. Ganz geheim empfing er Irans Geheimdienstminister Ali Fallahian – der sich anschließend vor der Presse seiner Kontakte zur Bundesregierung pries. Trotzdem besteht wenig Grund zum Staunen. Zwei israelische Leichen und 21 Milizionäre der mit Israel verbündeten „Südlibanesischen Armee“ gegen 45 lebende Hisbollahis – diesem Geschäft konnte sich die Schiitenmiliz kaum verschließen. Dafür, daß nichts schief ging, sorgte zudem israelische und vermutlich auch US-amerikanische Rückendeckung.

Deutlich wird bei Schmidbauers Handel, daß der deutsche Sonderweg in Nahost – der angeblich „kritische“ Dialog mit dem Iran – so besonders gar nicht ist. In Jerusalem, Washington und vermutlich einigen westlichen Hauptstädten mehr herrscht offenbar reges Interesse an einem „backchannel“ nach Teheran. Über den Umweg Bonn kann man mit der Führung der Islamischen Republik verhandeln, auch wenn offizielle Kontakte gänzlich brachliegen.

Den Lackmustest für die Tauglichkeit dieses Kanals hat Schmidbauer mit dem jetzigen Austausch jedoch noch nicht erbracht. Die Israelis hoffen noch immer auf die Freilassung des 1986 über dem Libanon abgeschossenen israelischen Piloten Ron Arad. Doch der sitzt vermutlich längst nicht mehr in Hisbollah- Haft, sondern im Iran oder in Syrien. Seine Freilassung ist ohne Gesichtsverlust einer an der Geiselnahme beteiligten Staatsführung kaum vorstellbar.

Die Liste weiterer möglicher Betätigungsfelder für den Geheimdienstkoordinator ist lang. In Washington wüßte man gern mehr über zwei am Himmel explodierte US-Jumbo-Jets, ein Berliner Gericht würde sich gern mit Irans Geheimdienstminister Fallahian über den Mordfall „Mykonos“ unterhalten, und irgendwo in Großbritannien sitzt ein Literat, der den Rest seines Lebens ohne Todesdrohung aus Teheran verbringen möchte. Schmidbauer, übernehmen Sie! Thomas Dreger