Keine Streiks im Sommerschlußverkauf?

■ Nach ergebnisloser Tarifrunde wird es neue Gespräche im Einzelhandel geben

Die vierte Tarifrunde im Einzelhandel ist gestern ohne Ergebnisse zu Ende gegangen. Die Fronten zwischen Arbeitgebern und den Gewerkschaften Handel, Banken und Versicherungen (HBV) sowie der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) bleiben weiter verhärtet. Nach zähem Ringen einigten sich jedoch beide Tarifparteien, am 2. August erneut an einen Tisch zu kommen.

Die Arbeitgeber boten gestern eine Lohn- und Gehaltserhöhung von 1,85 Prozent an. „Das ist schon weit oberhalb der Schmerzgrenze“, sagte Norbert Caesar, Vorsitzender der Tarifkommission der Arbeitgeber, nach dem mehrstündigen Verhandlungsmarathon. „Dafür hätten wir uns nicht an einen Tisch setzen müssen“, klagt Heiner Schilling von der HBV. Die Gewerkschaft hatte fünf Prozent mehr Gehalt und Lohn für die etwa 30.000 Beschäftigten im Bremer Einzelhandel gefordert.

Die von den Gewerkschaften geforderten Zuschläge für Arbeit nach 18.30 Uhr und an Samstagen wegen des neuen Ladenschlußgesetzes bezeichnete Arbeitgebervertreter Caesar als ein „kompliziertes Papier“. Dabei ginge es um Zuschlagsforderungen, die „vor allem kleine Betriebe bestrafen“ und deshalb „ein Ding der Unmöglichkeit“ seien. „Überhaupt nicht reagiert“ hätten die Arbeitgeber auf diesen Forderungskatalog, so HBV-Vertreter Schilling. „Sie haben so getan, als hätten sie dieses Ladenschlußgesetz noch nie gesehen“, klagt er. Die HBV hatte für Arbeitsstunden nach 18.30 Uhr und an Samstagen 50 Prozent mehr Lohn und Gehalt gefordert, je später die Arbeitszeit, desto höher müßten die Lohnzuschläge weiter gestaffelt werden.

Auch über die Ausbildungsvergütung wurde heftig gestritten. Die Gewerkschaften hatten 50 Pfennig mehr pro Stunde gefordert. Arbeitgebervertreter Caesar wollte sich jedoch auf keinen Pfennig mehr für die ersten Ausbildungsjahre einlassen. „Die Betriebe haben angekündigt, dann noch weniger auszubilden“, so Caesar.

Bis zum nächsten Termin am 2. August werde es keine Urabstimmung zum Streik geben, kündigte HBV-Vertreter Schilling an. Wird auch dieses Gespräch scheitern, würden allerdings die „notwendigen Schritte eingeleitet“ werden.

kat