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: Selbstgeadelte Anstandsritter

„Report“, Mo., 21 Uhr, ARD

Der Mann kann gar nicht genug kriegen. Unaufhörlich leckt er den Rücken einer fetten Kröte ab. Ihr Schleim macht ihn high, und „Stern-TV“ präsentierte nicht minder glücklich den letzten Schrei unter den Rauschmitteln – die „Drogenkröte“. Doch das freudebringende Rückensekret ist bloß Kondensmilch, der Krötenjunkie nur ein Laiendarsteller. Regie führte der TV-Journalist Michael Born.

Immer wieder half Born dem TV-Magazin mit wilden Bilderstürmen aus, wenn das redaktionseigene Material zu mau aussah. Bombenbastelnde Kurden in der Türkei? Aufnahmen von Ku- Klux-Klan-Treffen in unseren Landen? – wird gemacht. Daß Borns Türkei in Deutschland lag, daß die Kurdendarsteller aus deutschen Asylbewerberheimen stammen, wer merkte das schon. Daß die Ersatzattentäter ihre Bombenziele in deutschen Reisekatalogen umkreisten und das Hakenkreuz der Ku-Klux-Klaner falsch herum auf der Fahne flatterte – nun ja.

Günther Jauch und Chefredakteur Andreas Zaik haben seither alle Hände voll zu tun, ihre Unkenntnis über die Fakes zu beeiden und gleichzeitig nicht als Blondinen ihres Faches dazustehen. Für die Öffentlich-Rechtlichen eine willkommene Panne im Privatkanal. Auch „Report“ ließ es sich nicht nehmen, in Beitrag und Interview noch einmal alle Schlappen empört zu genießen. Und weil man sich in Baden-Baden nicht so leicht ein A für ein F vormachen läßt, zeigt man auch gleich, wie's richtig geht.

Ein Bericht über Kinderarbeit in Indien, dessen Ausbeute als „Indira“-Decke für 19 Mark bei Ikea verschleudert wird, reicht an Echtheit nach, was ein ähnlicher Bericht von Born zu wünschen übrig ließ. In Borns Fake wurden Webwerkstätten nebst Personal eigens für den Dreh angemietet. Zwar stimmte der Vorwurf gegen Ikea, aber „kein einziger der gezeigten Arbeitsvorgänge“, wie Report betont, ist korrekt. Im hausgemachten Beitrag paßt nun alles, von den hüpfenden Schiffchen bis zum Artikelschildchen. Echte Bilder, nachgereicht zum längst abgefeierten Skandal. Ehrliche Handwerker sind auch ehrlich betroffen, gar so tief „schockiert“, daß sie uns mit „grausamen Bildern“ wie zum Thema „Pferdestecher“ lieber verschonen. Die selbstgeadelten Wahrheits- und Anstandsritter der ARD, sie reiten wieder, zur Sonne, zum Licht. Birgit Glombitza