Sprache der Stadt

■ Pop und Worte: Sabine Worthmann und Ava Chin mit ihrer Spoken-Word-Performance

Es geht ihnen um die Verbindungslinie zwischen Literatur und Musik. Ähnlich wie die Beatniks der 60er- und die New Yorker Punks der 70er Jahre will die heutige New Yorker Poetry-Szene Gedichte rhythmisieren, Worte synkopieren und so das gesprochene Wort in den Pop holen. Im Zentrum stehen diverse Poetry Cafés, deren wichtigstes wohl das New Yorican Poet's Café in dem NY-Stadtteil Alphabet City ist. Dort lernten sich auch die Hamburger Bassistin Sabine Worthmann (Foto) und die Spoken Word-Performerin Ava Chin kennen.

Nachdem Worthmann im Orchestergraben des Thalia Theaters saß und als Gastbassistin ebenso bei Howard Johnson und John Zorn wie bei den Flowerpornoes und den Kastrierten Philosophen anheuerte, stürzt sie sich in ihrem grenzüberschreitenden Schaffen nun auf die Zusammenarbeit mit Spoken-Word-Artistinnen. Mit Ava Chin scheint sie dabei die richtige Partnerin für ihre langsam hallenden Basstöne und die diversen Geräusche gefunden zu haben, die sie Spielzeuginstrumenten entlockt. Unter dem Titel Perfect Diction werden beide, unterstützt durch die She-Jay Margaritta Glanz von Groove City, heute im Mojo Café ihre kürzlich erprobten Ton-und Wortcollagen aufführen.

Dabei kreisen die Texte von Ava Chin – die neben unzähligen Auftritten in den ein-schlägigen Poetry Cafés auch in der Knitting Factory und bei Woodstock II sprach – um die lärmige Wahrnehmung der Metropole. „You're a rat in N.Y. living off sunshine like cocaine haze“, heißt es etwa in ihrem Gedicht Blow. Daneben stehen Vergangenheit und Familie im Zentrum ihrer Poesie. Das bedeutet bei der in Brooklyn lebenden Chinesin aber immer auch eine Auseinandersetzung mit zwei Kulturen.

So schreibt sie in ihrem Gedicht Winter: „I've gone to China and back and find / you're too american for me.“ Ihren Landsleuten in New York wirft sie im folgenden vor, daß sie Chinatown zu einer Mittelklasse-Nachtmähre machen. „Is that what you call Chinese?“, ruft sie wütend aus. Dazu pluckern elektronische Geräusche im Hintergrund und unterlaufen oder kommentieren die präzise vorgetragenen Sätze von Ava Chin. Volker Marquardt

Do, 25.7., Mojo Café, 23 Uhr, Eintritt frei