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: Screamers

Wie, so fragt sich der soziologisch interessierte Filmkritiker, sieht eigentlich die Zielgruppe für solch einen Streifen aus? Was für Menschen sind imstande, sich für eine 105minütige Nervenbelästigung mit dem jegliche potentielle Spannung schon im Keim erstickenden Titel Screamers – Tödliche Schreie ernsthaft begeistern zu können? Es muß sie geben – irgendwo, mitten unter uns, „Screamers“ auch sie, die nach derartigen Science-Fiction-Peinlichkeiten schreien.

Und Screamers macht sich strafbar, zu ihrer Verbreitung beizutragen. Als fast schon wieder bewundernswert einfalls- und humorlose Mixtur unzähliger Sci-ence-Fiction-Klischees erzeugt er bei weniger geschmacklos Gepolten hingegen ein beruhigend-einschläferndes Gefühl andauernder Vorhersehbarkeit. Wie bei dem ähnliche Qualitäts-Minusrekorde erzielenden Species werden zahllose Elemente von Klassikern des Science-Fiction-Genres ironie- und distanzlos verwurstet – von Ridley Scotts Alien bis hin zu David Lynchs Wüstenplaneten. Als paradoxes Resultat ergibt sich aus dieser Klauberei eine nervenzerfetzende Langweiligkeit.

Die Story – immerhin nach einer Kurzgeschichte des Blade Runner-Autoren Philip K. Dick – lädt aber auch zu derartigem Scheitern ein. Man schreibt das Jahr 2078: Auf einer Kolonie im All hat die in verfeindete Teile gespaltene Menschheit Tötungsmaschinen, eben jene „Screamers“, entwickelt, die gemeinerweise beginnen, ein Eigenleben zu entwickeln und menschliche Gestalt anzunehmen.

Die durch die von ihr gerufenen Geister bedrohte Menschenrasse muß dann von grundehrlich-spießigen Kerlen wie Colonel Hendricksson (Robocop-Akteur Peter Weller) gerettet werden – undsoweiter, undsofort. Höhepunkt der konsequent durchgehaltenen Stumpfsinnigkeiten: Auch des Colonels attraktive Begleitung entpuppt sich als – Überraschung! – Maschinen-Zombie, der alberner- und nahezu schon übermenschlicherweise offenbart: „Ich habe zu lieben gelernt.“ Der Zuschauer lernt derweil die andere Seite der Liebe kennen.

Will man diesem wahrlich zum Schreien schlechten Film etwas zugute halten, dann einige müde Lacher, die er – eher unfreiwilligerweise – doch noch zu erzeugen vermag. Während eine Ansammlung von unlogischen Handlungen und unschlüssigen Geschehnissen mehr Ärgernis denn Komik erregt, sorgen einige übertrieben-kernige Sprüche zuweilen doch für ein wenig Amüsement. So zum Beispiel, wenn der bodenständig-korrekte Colonel etwas äußert, was mancher Kinofreund, der sich in Screamers verirrt hat, versucht sein dürfte, diesem Film entgegenzuhalten: „Ich glaube, du verwechselst mich mit jemandem, den dieser Scheiß interessiert.“ Christian Schuldt

Aladin, City und Grindel