Filme für Frischluftcineasten

■ Hamburger Open-Air-Kino: Vom Rathausmarkt bis Winterhude

Der doofe Sommer scheint sich ja nun doch ab und zu mal nicht von seiner spielverderberischen Seite zu präsentieren. Da ist auch der Besuch von Open-Air-Kinos weniger mit dem Risiko einer ungewollten Dusche verbunden und somit freizeitgestaltungstechnisch durchaus zu erwägen. In Hamburg haben es sich gleich mehrere Lichtspielhäuser vorgenommen, frischluftfanatischen Cineasten die Erfüllung ihrer Wünsche zu ermöglichen.

Das B-Movie auf St. Pauli sorgt am kommenden Sonnabend für hanseatische Beatlemania, wenn sich Pilzkopf-Freunde beim Revival-Streifen Backbeat treffen. Sollte es dennoch regnen, wird sich in die feuchtigkeitsresistenten Räumlichkeiten in der Brigittenstraße zurückgezogen.

Auch Winterhude steht open-air-mäßig nicht zurück. Im Amphi-theater wird das Goldbekhaus heute Kaffee, Milch und Zucker (Foto) servieren – eine qualitativ wohl eher im unteren Film-Tabellendrittel anzusiedelnde Bewirtung. Nun ja, wer's mag.

Die Barmbeker Zinnschmelze zeigt morgen im eigenen Garten den teilweise etwas gewollt schrillen, australischen Tunten-Streifen Priscilla – Königin der Wüste mit Terence Stamp in einer der Hauptrollen. Am Sonnabend gibt's die weniger prickelnde Deutschkomödie Stadtgespräch, die kaum imstande sein wird, ein solches zu erzeugen.

Interessanter geht es da schon beim Abschluß des Metropolis-Open-Air-Kinos vom heutigen Donnerstag bis kommenden Sonntag auf dem Rathausmarkt zu. Heute ist Luchino Viscontis 1951 entstandene Satire auf den Filmbetrieb, Bellissima, zu bewundern. Morgen bevölkern Die üblichen Verdächtigen die Leinwand, während am Sonnabend die abgenudelten Vier Hochzeiten und ein Todesfall vermutlich harmlose Heiterkeit in der City erregen werden. Den Schlußpunkt bildet Metropolis, Fritz Langs wegweisender Stummfilm von 1926, der satte 160 Minuten lang und unter Live-Musikbegleitung des ominösen Werner Loll-Trios den Rathausmarkt beflimmern wird.

Im August werden cinematographische Freiluft-Leckerbissen vom Fama-Kino serviert, und zwar im Garten von Heinz Karmers Tanzcafé. Die ersten drei Freitage werden John Wu und seinen Hong-Kong-Action-Filmen Hard Boiled, The Killer und A Better Tomorrow gewidmet sein. Zum Schluß kommen Bruce-Lee-Fans auf ihre Kosten, denn Die Todeskralle schlägt wieder zu. Klasse auch, daß zuvor jeweils musiziert wird – vom Duo Penotti, dem Tocotronic-Bengel Arne Zank, den Love Manitous sowie dem schon namensmäßig bestechenden Heinz Krämer-Werner-Hornig-Sextett. Also: Raus jetzt!

Christian Schuldt