Funky-Teens in der Schlafstadt

■ Das Jenfeld-Haus hat einen Neubau für mehr Programm

Jenfeld lebt – und das zunehmend besser. Denn seit 1991 existiert das Jenfeld-Haus in der Charlottenburger Straße als sozialer „Verknüpfungs- und Mittelpunkt“ eines potentiellen Krisenstadtteils. Seit Juni verfügt die Stätte zusätzlich über einen schicken Neu-Anbau, der es in sich hat: Im Erdgeschoß ein großer, heller Eingangsbereich mit Café und Theke, weiter hinten der ebenso großzügig gestaltete Veranstaltungsraum mit riesiger Bühne und Empore. Der erste Stock ist bestückt mit einem Tanz- und einem Werkraum.

Die Geburt des Stadtteil-Projektes war allerdings eher von schwieriger Natur. Obwohl sich der Stadtteil im Osten Hamburgs in den achtziger Jahren zu einem Brennpunkt der Armut entwickelte, mußte um ein Einrichtung als „Treffpunkt der Begegnung und der Kommunikation“ hart gekämpft werden. „Der Zündstoff war enorm“, so Heidrun Kempernolte, Sprecherin des Initiativkreises des Jenfeld-Hauses zu der damaligen Entwicklung. Weil den bestehenden Einrichtungen die Möglichkeit zur Öffnung in den Stadtteil fehlte, gründete sich der Initiativkreis. Bis das Bezirksamt schließlich 1991 einen Altbau kaufte und an den Förderverein als Jenfeld-Haus vermietete, mußten die Initiatoren eine „enorme Frustrationstoleranz“ aufbringen.

Ein Millionen-Zuschuß von Stadt und Bezirk ermöglichte später die Errichtung des Neubaus – eine dringend notwendige Sanierung des Altbaus, der noch vor der Jahrhundertwende entstand, steht hingegen weiterhin aus. So wird es noch etwas dauern, bis die „wunderschönen Räume mit toller Atmosphäre“ den Jenfelder Bürgern wieder zugänglich sein werden.

Derweil läuft das Programm in dem weniger einsturzgefährdeten Neubau auf vollen Touren. Mit Senioren-Tanz- und Nachhilfegruppen, Singtreffs, Skatrunden, einem Literaturkreis, einem Klön-Café, der Disco „Funky Teens“ und dem Arbeitskreis „Platt in Jenfeld“ (sic!) tummelt sich hier jetzt alles, was das bezirkspatriotische Herz höher schlagen läßt.

Jeden Samstag gibt's zudem ein „Frühstück zum Sattwerden“ der Armenhilfe e.V., einer Einrichtung, die durch einen regelmäßigen, billigen Mittagstisch erweitert werden soll – die neue „kleine Großküche“ macht's möglich.

Die Hauptziele, freut sich Geschäftsführer Bernd Weihmann, scheint das Jenfeld-Haus jedenfalls schon erreicht zu haben: Die Bürger sehen ihren Stadtteil immer weniger als bloße „Schlafstätte“, in welcher das Einkaufszentrum die einzige Ausgehmöglichkeit bietet, weswegen man lieber gleich zu Hause bleibt. Vielmehr scheint das Konzept des „In-den-Stadtteil-verwoben-Seins“ aufzugehen.

Statt Kriminalität nun also Krimi-Lesungen. Fehlt nur noch die Verschönerung des zoogehegeartigen Spielplatzes.

Christian Schuldt

Jenfeld-Haus, Charlottenburger Str.1, 22045, Tel. 654 930 54