„Ich habe keine Feinde“

■ Innensenator Hartmuth Wrocklage will weitermachen, weitersparen und weiterleiden an der „undankbarsten Aufgabe, die man sich vorstellen kann“

taz : „Ich bin der Wolf“, haben Sie vorgestern gesagt, Herr Senator Wrocklage. Was wollen Sie jetzt tun, um sich als „Leitwolf“ im Rudel Polizei zu behaupten?

Hartmuth Wrocklage: Ich möchte mich auf dieses Bild gar nicht einlassen, auch wenn ich das am Dienstag so gesagt habe. Ich kann nur zu konkreten Sachpositionen Auskunft gegen.

Was wollen Sie an Ihrem Führungsstil ändern?

Nichts. Dazu sehe ich keinen Anlaß.

Wäre es nicht klüger, eine klare liberale Linie zu fahren, als es allen Seiten recht machen zu wollen?

Es gibt bereits eine klare Linie. Es liegt an der taz, wenn sie nicht in der Lage ist, die zu erkennen.

Haben Sie die falschen Feinde bei der Polizei?

Ich habe keine Feinde und lasse mich nicht auf Feindbilder festlegen. Ich unterscheide zwischen Personen, die ich schon überzeugt habe und solchen, die ich noch überzeugen werde.

Fühlen Sie sich noch immer als Opfer einer Kampagne?

Es hat Auseinandersetzungen gegeben, die kampagnenartige Züge hatten. Etwa die sogenannte Zeitungsaffäre, bei der mir sogar – ein ganz neues Erlebnis für mich – die taz rechtgegeben hat.

Wie stehen Sie zu dem Vorwurf, daß Sie keinen starken Präsidenten an Ihrer Seite dulden würden?

Ich habe als demokratisch gewählter Senator die Aufgabe, die Richtlinien der Innenpolitik zu definieren. Und das tue ich in einem Stil, der die Diskussion ermöglicht. Am Ende muß aber eine klare Entscheidung stehen, und die hat in Grundsatzangelegenheiten beim Senator zu liegen.

Können Sie verstehen, daß der Polizeiapparat es ungern sieht und auch bisher nicht gewohnt war, daß ein Senator sich einmischt?

Das Primat der Politik ist im Prinzip auch bei der Hamburger Polizei nicht umstritten. Wir haben es mit Widerständen gegenüber einzelnen Ansätzen zu tun. Die unumgängliche Sparpolitik ist das Augenfälligste. Auch die aus Reformen entstehenden Veränderungen werden nicht immer automatisch akzeptiert.

Stinkt es Ihnen nicht, immer als Finanzbeamter im falschen Amt bezeichnet zu werden?

Ich habe „Nehmerqualitäten“, kann also so etwas wegstecken.

Aber die Polizei fühlt sich „kaputtgespart“.

Wir kommen an der generellen Konsolidierungspolitik des Senats nicht vorbei. Ich habe von Anfang an klargemacht, daß eine vernünftige Ressortpolitik eine vernünftige Ressourcenpolitik voraussetzt.

Ihr zurückgetretener Polizeipräsident Arved Semerak hält Ihnen vor, zu viele Aufgaben an sich gerissen zu haben. Hat er recht?

Nein. Staatsrat Prill und ich haben gar nichts an uns gerissen, sondern einige notleidende Projekte wie die Planungen für die Zukunft des Polizeipräsidiums übernommen, um sie zum Erfolg zu bringen. Das muß und soll nicht so bleiben, administrative Polizeiinterna gehören bis zur politischen Entscheidungsreife in die Hände der Polizei. Genau da müssen wir wieder hin, kein Zweifel.

Kann es sein, daß die Polizei Ihnen nicht dankt, was Sie für sie tun?

Ich erwarte keinen Dank. Die Aufgabe eines Innensenators ist die undankbarste, die man sich vorstellen kann. Aber einer muß sie machen.

Läßt sich daraus schließen, daß manche gerne einen „Frühstücksdirektor“ als Innensenator und dafür einen starken Polizeipräsidenten hätten?

Das sehe ich nicht so. Innere Sicherheit braucht Stärke in beiden Positionen.

Wird der nächste Polizeipräsident wieder jemand von außerhalb sein?

Das steht noch nicht fest. Wir haben mit dem letzten Verfahren nicht die allerbesten Erfahrungen gemacht, obwohl die damalige Entscheidung subjektiv richtig war.

Sie würden also nicht ausschließen, daß der neue Präsident aus der Hamburger Polizei kommt?

Ich schließe gar nichts aus.

Fragen: Silke Mertins,

Sven-Michael Veit

Bericht S. 4, Kommentar S. 1