EU droht mit Abzug

■ Bosnische Kroaten lehnen eine gemeinsame Verwaltung in Mostar ab

Mostar/Sarajevo (AFP/dpa/taz) – Die EU-Vertretung erwägt den Abbruch ihres Einsatzes in der herzegowinischen Gebietshauptstadt. Der EU-Sprecher in Mostar, Dragan Gasić, sagte gestern, die irische EU-Ratspräsidentschaft sei über die Lage unterrichtet worden und müsse nun über einen Rückzug aus Mostar entscheiden. Die kroatische Seite sei nicht bereit, irgendeine Vereinbarung zu akzeptieren, so Gasić. Die EU könne nach den Kommunalwahlen gemäß ihrem Mandat nur dann in Mostar bleiben, wenn eine gemeinsame Verwaltung aufgebaut werde. Die bosnischen Kroaten hatten die konstituierende Stadtratssitzung am Dienstag boykottiert. Der neue Sonderbeauftragte für Mostar, Sir Martin Garrod, habe deshalb sein Amt noch nicht angetreten, sagte Gasić.

Bei einem Rückzug der EU will auch die Westeuropäische Union (WEU) die Stadt verlassen, sagte ein Sprecher der belgischen WEU- Präsidentschaft in Brüssel. Seit über einem Jahr sind 180 WEU- Polizisten in Mostar, um eine gemeinsame muslimisch-kroatische Polizei aufzubauen.

Die Ermittler des UN-Kriegsverbrechertribunals haben auch in dem zweiten geöffneten Massengrab bei Srebrenica Beweise für Hinrichtungen von Muslimen gefunden. Von den 19 bisher exhumierten Leichen seien 9 auf dem Rücken gefesselt gewesen, sagte UN-Sprecher Alex Ivanko gestern in Sarajevo. Die Experten fanden außerdem Hinweise, wonach an dem Grab in der Ortschaft Nova Kasaba weiter manipuliert werde. „Einige der Körper dort sind neu – wir haben sie während einer Untersuchung dort im vergangenen Monat nicht gefunden“, sagte Ivanko. Das Massengrab bestehe aus vier einzelnen Flächen, von denen bisher erst zwei geöffnet worden seien.