Ukraine: Tödlicher Test im Atomkraftwerk

■ Erst brach eine Rohrleitung, dann versagte eine Dichtung im Kühlsystem

Kiew/Berlin (rtr/taz) – Wartungsarbeiten am Block I im ukrainischen Atomkraftwerk Kmelnitzki haben am Mittwoch ein Menschenleben gekostet. Wie die Atomenergiebehörde der Ukraine erst gestern mitteilte, versagte bei einem Drucktest eine Rohrleitung. Ein Arbeiter, der in der Nähe stand, wurde von dem geborstenen Rohrteil am Kopf getroffen und außerdem von dem austretenden heißen Dampf verbrüht. Der Reaktor vom russischen Typ WWER 1000 ist seit drei Monaten stillgelegt. Wenige Stunden nach dem tödlichen Rohrbruch ereignete sich ein zweiter Unfall, bei dem nach Angaben des Ministeriums eine fünf Quadratmeter große Fläche im Reaktorgebäude radioaktiv verseucht wurde. Diesmal hatte eine Dichtung versagt, austretendes Wasser sei danach in eine Stickstoffleitung eingedrungen. Menschen seien dadurch nicht zu Schaden gekommen, die Radioaktivität sei nicht in die Umgebung des Kraftwerkskomplexes ausgetreten und die radioaktiv kontaminierte Fläche inzwischen wieder gereinigt, heißt es in der Mitteilung des Ministeriums.

Im dem etwa 300 Kilometer von Kiew entfernten Atomkomplex von Kmelnitzki sind seit Mitte der 80er Jahre drei weitere Reaktorblöcke im Bau. Sie sollen nach den Plänen der ukrainischen Regierung mit westlicher Hilfe fertigestellt werden, um vom Jahr 2000 an die Kraftwerkskapazität von Tschernobyl zu ersetzen. Vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion war nur der zur Zeit stillgelegte erste Block fertig gebaut worden. Er lieferte am 31. Dezember 1987 erstmals Strom ins Netz. nh