Expo angestochen

■ Die Weltausstellung in Hannover verzichtet auch offiziell auf Ökotouch

Hannover (taz) – Gestern schaufelten Hannovers Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg und Expo-Chef Theodor Diener ein bißchen Erde zur Seite. Der offiziell erste Spatenstich zur Erschließung des Expo-Geländes östlich der Messe wurde ohne viel Aufhebens vollzogen. Die Bescheidenheit beim Baubeginn auf dem nur 27 Hektar großen Expo- Gelände, das bis Anfang Januar 1998 fertig erschlossen sein soll, hat mehrere Gründe: Zum einen soll ja die Weltausstellung zu 70 Prozent auf dem hannoverschen Messegelände stattfinden – und die Messe AG hat unter finanzieller Beteiligung der Expo-GmbH längst mit der Errichtung neuer Hallen begonnen. Zum anderen ist bis heute nicht klar, wie denn das „Herzstück der Weltausstellung“ auf dem Expo-eigenen Gelände am Ende aussehen soll.

Neben den Pavillons der Länder, die im Jahr 2000 nicht in Messehallen einziehen wollen, soll östlich des Messegeländes als zentraler Ausstellungsbereich die sogenannte „Expo-Plaza“ liegen. Die Siemens AG, bisher neben der Deutschen Telekom einziger Großsponsor oder „World-Partner“ der Ausstellung, soll dort als Gegenleistung für die zur Verfügung gestellten 30 Millionen Mark als Generalunternehmer 500 Expo-Millionen verbauen. Rund um einen 10.000 Quadratmeter großen Platz sollen sich ein World- Trade-Center, der deutsche Pavillon, eine Veranstaltungsarena mit 18.000 Plätzen, ein Zentrum der Weltreligionen und das Eingangsgebäude zum Themenpark „Mensch, Natur, Technik“ ansiedeln. Ungewiß ist aber, ob die überdachte Veranstaltungsarena jemals errichtet wird. Man denke schon jetzt über eine provisorischen Bau nach, sagt der Pressesprecher der Expo GmbH. Selbst Expo-Chef Theodor Diener sieht kaum noch Chancen, daß sich ein Investor findet, der sich an dem 160 Millionen Mark teuren Bau beteiligt, um diesen nach dem Jahr 2000 als Veranstaltungszentrum weiterzuführen. Immerhin einen Nachnutzer hat die Expo GmbH für diesen zentralen Expo-Bereich schon gefunden: Der zweite Großsponsor Telekom will dort 1.300 Mitarbeiter in Büros unterbringen.

Im übrigen zeigen sich deutsche wie ausländische Sponsoren immer noch wenig spendabel. Damit das Sponsoring in Gang kommt, hat sich die Expo-Gesellschaft nun entschlossen, die Ausstellung endgültig vom Ökoimage zu befreien. Inzwischen ist ein Journalist für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich, der sechs Jahre lang als Ressortleiter bei einer Automobilzeitschrift und anschließend bei Daimler-Benz tätig war. Expo-Bereichsleiter Kommunikation, Uwe Brodbeck, spricht ganz offen davon, daß man „in der Vergangenheit durch den Ökotrip, auf dem die Expo war, Firmen verprellt hat“. Gegen eine „Walt-Disney-Show“ hat er nichts einzuwenden.

So werden am Ende wohl die Prognosen der Expo-Gegner wahr. Vor jener Bürgerbefragung in Hannover, bei der die Weltausstellung einst nur eine knappe Mehrheit fand, hatten auch mehr oder minder renommierte Ökologen wie Monika Griefahn, Robert Jungk und Ernst Ulrich von Weizsäcker für die „Weltausstellung neuen Typs“ geworben. Inzwischen steht fest: Sie waren nur nützliche Idioten. Jürgen Voges